Page 9 - Adlershof Journal Mai/Juni 2014
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Raumfahrtfirma ohne deutsches Steuergeld

Berlin Space Technologies wurde vor vier Jahren von Matthias Buhl, Björn Danziger und Tom Segert gegründet und ist bis heute auf 22 Mitarbeiter gewachsen. „Als einzige deutsche Raumfahrtfirma benötigen wir für unser Geschäft kein deutsches Steuergeld“, betont Segert nicht ohne Stolz. Und: „Wir sind erst die zweite deutsche Firma, die in Deutschland kommerzielle Satelliten ohne Beteiligung vom Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt oder der Europäischen Weltraumorganisation ESA baut.“

Erfolgsrezept von BST ist die Umsetzung des ursprünglich an der Technischen Universität Berlin entwickelten TUBSAT-Ansatzes, nach dem Kleinsatelliten konsequent einfach gebaut werden. „Wir zielen auf etwa 80 % der Leistung bei 30 % der Kosten traditioneller Raumfahrtsysteme“, erklärt Segert. Das Keepit-simple-Prinzip zahlt sich also aus. Der 34-Jährige, der selbst lange Jahre an der TU Berlin tätig war, spricht ganz wie ein Unternehmer, doch den Schwung eines Jungwissenschaftlers, der schnellen Schrittes in legeren Jeans und Old School Sneakers durch das Zentrum für Mikrotechnik und Materialien (ZMM) federt, hat er sich bewahrt.

„Kent Ridge 1“

Aktuell wird am ZMM, wo das Unternehmen insgesamt 625 Quadratmeter Büro- und Laborflächen angemietet hat, an „Kent Ridge 1“, einem 80 kg schweren Hochleistungsmikrosatelliten mit neuartigen Hyperspektralkameras, geschraubt. KR1, der in Kooperation mit der Nationalen Universität Singapur im Rahmen eines Trainingsprogramms entsteht, wird nach nur knapp zwei Jahren Entwicklungszeit Ende 2015 ins All gestartet, um von dort wissenschaftliche Daten an die Erde zu funken. Im Anschluss an KR1 sind weitere Trainingsmissionen geplant, berichtet Segert.

„In fünf bis zehn Jahren sehen wir uns als eine der weltweit führenden Firmen in der internationalen Raumfahrtausbildung und etablierten Anbieter für Low-Cost-Satelliten“, wirft Segert einen Blick in die Zukunft und fühlt sich in Adlershof gut aufgehoben: „Das lokale Umfeld mit der hohen Dichte an Forschungseinrichtungen und innovativen klein- und mittelständischen Unternehmen gibt uns viele Kooperationsmöglichkeiten und ist ein hervorragender Ausgangspunkt für weiteres Wachstum.“

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