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        Die Generation
 Journal
 JULI | AUGUST 2017


         Ein kleines Plädoyer für einen etwas anderen Umgang mit der
         zum Glück etwas anderen Generation Z
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 INHALT  AUS DER REDAKTION


   3   ESSAY  Jugend willkommen
    	 Die	Generation	Z: Ein kleines Plädoyer für einen etwas anderen
      Umgang mit der zum Glück etwas anderen Generation Z  Sie  bringen  uns  zum  Lachen,  aber  sorgen  auch  dafür,  dass  uns
 manch graues Haar gewachsen ist. Von wem die Rede ist? Na klar,
   4   IM GESPRÄCH MIT  es geht wiedermal um die Jugendlichen, unseren dringend benö-
 Petra	Metz, Koordinatorin des neuen Programms    tigten Nachwuchs in den Unternehmen und wissenschaftlichen
      WiNS Adlershof (Women in Natural Sciences Adlershof)  Einrichtungen.
        Als  überzeugter  Babyboomer  habe  ich  mir  das  nie  vorstellen    Nirgendwo ist bewiesen, dass metastasenartiges Eindringen des
   5   MENSCHEN  Eltern, Großeltern, Freunde, Erzieher, Lehrer, Ausbilder und noch   können. Für die irgendwann nach 1990 geborene Generation Z   Berufs in das Privatleben gut wäre für Unternehmen, geschwei-
 Der	Talentpfleger:	Thorsten Rohwedder kümmert sich um    viele  mehr  haben  ganze  Arbeit  geleistet  und  alle  Kraft  in  die   rangiert der öffentliche Dienst als Arbeitgeber ganz weit oben auf   ge denn für uns Menschen. Keiner kann uns beweisen, dass Ruf-
      mathematischen Nachwuchs  Entwicklung  des  Nachwuchses  investiert.  Und  jetzt?  Erfüllt  die     der Liste der gefragtesten Arbeitgeber.  bereitschaft rund um die Uhr langfristig die Produktivität steigert.
 „Generation Z“ unsere Erwartungen? Da gibt es die zielstrebigen,   Und keiner konnte bisher erklären, warum ein Mitarbeiter nach
   6   TITELTHEMA  klugen, leistungsorientierten Schul- und Studienabsolventen so-  Das kann man jetzt reflexhaft negieren und auf Einsicht bei den   einem  durchgearbeiteten  Wochenende  am  Montag  besonders
    	 Aufwind	für	Adlershofer	Azubis:	Wie gewinnen Unternehmen    wie Auszubildenden, die sogenannten High Potentials. Wenn sie   Jugendlichen hoffen. Man kann aber auch fragen: Warum hat sich   kreativ und innovativ sein soll.
      der Wissenschaftsstadt ihren Nachwuchs   ihren Weg gefunden haben, Hürden alleine bewältigen, mit ihrer   die Generation Z so entwickelt? Dafür gibt es gute Gründe.  Warum stellen wir uns nicht in unserem ureigenen Interesse auf
 Ungeduld Teams voranbringen, macht uns das stolz. Da gibt es   Diese  Jugendlichen  haben  gesehen,  wie  ungesund  übertriebe-
   8   Schnuppern	in	der	Hightech-Berufswelt: Einladung zur    die  Generation  Z  ein,  auch  wenn  sie  –  das  kann  ich  aus  eigener
 aber auch die zögerlichen, unsicheren, verträumten Youngsters.   ner Ehrgeiz ist. Nicht überraschend. Am Sonntagabend sieht der
      Adlershofer Ausbildungsmesse im MINT-Bereich            Erfahrung bestätigen – in vielerlei Hinsicht durchaus gewöhnungs-
 Manchmal  möchte  man  den  einen  oder  anderen  davon  wach-  „Tatort“ ihre Vorgängergeneration Y ziemlich zutreffend „im Span-  bedürftig ist?
   10   UNTERNEHMEN  rütteln und fragen, wann er endlich rausgehen, die Welt selbst   nungsfeld von maximaler Beschleunigung und maximalem Wett-
 entdecken will. Erinnern wir uns doch mal an unsere eigene Ju-  bewerb bei minimalen Zukunftsperspektiven“.  Vielleicht  wäre  es  auch  eine  gute  Idee,  unsere  Personalsyste-
 Von	Dahlem	nach	Adlershof:	Die Adlershofer Neuzugänge        me zu verändern und nicht länger darauf zu zählen, dass sich in
 gendzeit zurück: Wussten wir von Anfang an, wo es lang geht?
      Alacris Theranostics GmbH und Clinical Laserthermia Systems GmbH   Keine andere Generation wurde so umsorgt und behütet. „Heli-  hippen  Gründerzentren  und  anderen  schönen  Locations  alles
 Oder brauchten wir nicht auch einen kleinen Schubs, eine zweite   copter Parents“, die ihren Kindern den Rucksack in die Schulklasse
       widmen sich dem Kampf gegen den Krebs                  vom Arbeitszeitmodell bis hin zur Personalentwicklung wie von
 Chance? Die sollten wir dem Nachwuchs auch geben.  bis zum Sitzplatz tragen, sind genauso Realität wie eine durchge-  magischer Hand selbst optimiert.
   12   MEDIEN  taktete 40-Stunden-Woche für Jugendliche. Nicht zu vergessen:
 Über  800  Auszubildende  zählte  die  Statistik  für  das  Jahr  2016   die grotesken (Hoch)Schulreformen wie G8 und „Bologna“.  Eine  ganz  radikale  Idee:  Könnten  wir  nicht  anfangen,  die  wirk-
 Ruhestand	–	Nein,	danke:	Reinhard Mann und sein Team von
      der auvisign GmbH sorgen für Bild und Ton  im  Adlershofer  Entwicklungsgebiet.  Allein  im  Kernbereich,  dem   Jetzt kommt aber das Fantastische: Auch wenn die Generation Z   lichen  Wünsche  der  Generation  Z  zu  berücksichtigen,  wenn
 Wissenschafts- und Technologiepark waren es rund 250, fast 70   wir um sie werben? Anstatt ihr zu erklären, was für sie richtig ist?
   14   FORSCHUNG  Prozent mehr als im Vorjahr. Diese Zahlen sind erfreulich. Aber:   „leise“ ist und man ihr kein großes politisches Interesse attestieren   Ein kleiner Tipp: Die Generation Y findet „Vertrauensarbeitszeit“
        kann, so handelt sie doch konsequent.
 Das	Labor	als	zweites	Zuhause:	Das Max-Born-Institut sichert    Die  Unternehmen  suchen  motivierten  Nachwuchs.  Diesen  zu   cool, die Generation Z aber im wahrsten Sinne des Wortes zum
      den Nachschub an Physiklaboranten   finden sei nicht ganz einfach, aber möglich, sagt Mario Ahlberg,   Sie will eine klare Trennung zwischen Beruf und Privat, aber defi-  Davonlaufen.
 Geschäftsführer der Ahlberg Metalltechnik. Und wie werben die   nitiv kein Work-Life-Blending, also einen fließenden Übergang von   Und  schließlich:  Wir  könnten  Babyboomern  sowie  den  Gene-
   16   CAMPUS  Hightechunternehmen  aus  Adlershof  um  neue  Fachkräfte?  Sie   Berufs- und Privatleben.  rationen  X, Y  und  Z  nicht  nur  ihre  Unterschiedlichkeit  bewusst
    	 Coole	Jobs	vor	der	Haustür:	Wie in Adlershof    präsentieren sich verstärkt auf Ausbildungsveranstaltungen und   Sie will sich eine gewisse Freiheit in ihrer Arbeitszeitgestaltung   machen,  sondern  sie  sogar  in  ihrer  Unterschiedlichkeit  bestär-
      Karriereübergänge zwischen Wissenschaft, Wirtschaft und    -messen und locken die jungen Leute zum Beispiel mit Weiterent-  bewahren, aber ganz sicher keine Flexibilität nach „Gutsherren-  ken. Also: Echte soziale Innovation! Sie würde Diversität und auf
      Management unterstützt werden   wicklungsmöglichkeiten im Unternehmen.  art”, wie sich das so mancher Konzern derzeit so schön ausmalt.  diese Weise definitiv Kreativität plus Produktivität schaffen.
   19   KURZNACHRICHTEN  Es lohnt sich, in die Jugend zu investieren. Eins können wir vor     Sie  will  im  Beruf  kreativ  und  begeistert  Leistung  bringen,  aber   Wie wäre das? Warum es nicht einfach versuchen?
 allem  von  ihr  lernen  –  diesen  frischen,  unverstellten  Blick  auf    nicht  in  irgendeinem  Hamsterrad  irgendwelchen  Karrierezielen
        nachjagen.
 die Dinge.
        Spätestens jetzt drängt sich die Frage auf: Ist das alles so verkehrt?   Wirtschaftswissenschaftler Christian Scholz, Professor an der Universität
 Herzlichst, Ihre   Vielleicht  gewöhnungsbedürftig  und  nicht  passend  zu  dem,  was   des  Saarlandes  in  Saarbrücken,  forscht,  schreibt  und  redet  mit  Leiden-
 Ausführliche Texte und Adlershofer Termine finden Sie unter:   Sylvia Nitschke   uns  diverse  lautstarke  Protagonisten  als  „New  Work“  verkaufen   schaft über unsere neue Arbeitswelt.
 www.adlershof.de/journal  Leiterin Adlershof Print  wollen. Aber verkehrt? Wohl nicht.

                                                                                     Adlershof Journal  | Juli_August 2017  3
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