Page 5 - Adlershof Journal März 2014

EinBliCKE Menschen Weltmarkt-Pionier lieber „Büroleiter“ als „Geschäftsführer“ FelipeStarkversorgt nennen lässt. Hier schrauben sie in einem dreiKontinentemit Nachbarraum auch die Störschreiber zu- „Störschreibern“ sammen. Rechteckige, flache, schwarze Kästen, gespickt mit den unterschied- lichsten Kabelsteckern. Benötigt wird das Die Waschmaschine war ein Gerät in Umspannwerken. Es zeichnet Schnäppchen. Sofort kaufen und weg- den Elektrizitätsfluss auf, registriert Stö- schaffen, so viel war klar für Felipe Stark. rungen, ermittelt Fehlerquellen. Fragte sich nur, wie. Stark entschied sich Entwickelt hat es eine kleine Elektronik- In bester Zusammen mit einem Bekannten firma im Süden Brasiliens, die 2010 be- für die Straßenbahn als Transportmittel. schloss, zwei Auslandsbüros zu gründen, schleppte er das Trumm zur Haltestelle, hievte es in die Tram, wuchtete es in sei- um auf den Weltmarkt vorzustoßen. So lage ne damalige Wohnung in Lichtenberg. kam Stark nach Adlershof, anfangs „Kein Berliner hat was gesagt“, wundert noch als einsamer Pionier. Mitt- lerweile lebt er in seiner vierten sich Stark noch heute. Nur eine Frau habe einer Bekannten gleichmütig am Handy mitgeteilt, da seien schon wieder Berliner Wohnung und hat sich akklimatisiert. In seinem Bekann- Leute mit einer Waschmaschine in der tenkreis sind die Brasilianer zur SchrittfürSchrittwirdAdlershof Straßenbahn. Minderheit geworden, und seit urbaner.EinerderjüngstenNeu- er eine Bezugsquelle für Mani- bautenistdasBürogebäudeAir Das ist Berlin: „Eine fantastische Stadt“, okmehl entdeckt hat, muss er CampusanderEckeRudower schwärmt Stark. Der Mann muss es wis- nicht einmal mehr auf das geliebte Pão de Queijo ver- sen, er ist in einigen Weltgegenden he- Chaussee/AmStudio.NochistPlatz rumgekommen in seinen 29 Lebensjah- zichten. fürweitereMieter. oben: Das Team der Kardiologiepraxis Schauerte ren, in Städten ganz unterschiedlicher unten: Sucht neue Mieter für den air Campus: Eva Weiß Größe. Geboren und aufgewachsen in Pão de Queijo, wört- Belo Horizonte, Hauptstadt des brasili- lich „Käsebrot“, ist Engagiert führt Patrick Schauerte lenbüros. Dabei dauert der Ausbau nach sprungen, da für sie die Flughafennähe anischen Bundesstaates Minas Gerais, eine Spezialität durch seine Anfang Januar eröffnete Arzt- Unterzeichnung des Mietvertrags in der ein entscheidendes Kriterium gewesen vier Millionen Einwohner. Eine Zeit Aus- aus Minas Gerais. praxis im ersten Stock des Bürogebäudes Regel nur etwa sechs Wochen. Als weitere sei, berichtet Weiß. tauschschüler im texanischen Corpus Der Teig be- Air Campus Adlershof. Gerade werden Pa- Vorzüge nennt Eva Weiß die moderne Christi, gut 300.000 Einwohner. Ein Se- steht aus dem tientenliegen angeliefert, und auch sonst Ausstattung und die Energieeffizienz des Trotzdem ist sie zuversichtlich, dass bald mester Elektrotechnik an der Fachhoch- Mehl der Mani- ist noch nicht alles ganz fertig eingerich- Gebäudes. Dank der Betonkerntemperie- weitere Mieter das vom Architekturbüro schule in Schmalkalden, 30.000 Einwoh- okwurzel, Sah- tet. Doch der Herzspezialist ist schon jetzt rung der Decken ist eine zusätzliche Küh- Nalbach + Nalbach entworfene Gebäude ner. ne und Käse. überzeugt, die richtige Standortwahl ge- lung meist nicht erforderlich. beziehen werden. Und dann könnte es In Brasilien ver- troffen zu haben: „Die Lage in unmittel- mit den Bauarbeiten weitergehen: Die Jetzt sitzt der Diplomingenieur in einem wendet man ei- barer Nähe des S-Bahnhofs und gegen- Insgesamt sind bisher 35 Prozent der gut ID&A Immobilien hat nämlich eine Opti- spartanisch anmutenden Raum im drit- nen besonderen wei- über von Kaufland ist ein großer Vorteil“, 4.000 Quadratmeter Einzelhandels- und on auf die beiden angrenzenden Grund- ten Geschoss des Gründerzentrums in ßen Hartkäse. In Berlin hat sagt er. Zudem hat ihn die Flexibilität be- Bürofläche vermietet. Neben der Kar- stücke an der Rudower Chaussee und der der Rudower Chaussee. Sitzecke, Schreib- Stark entdeckt, dass es mit ge- geistert – der Vermieter baute die Praxis diologiepraxis haben sich die FAMAKO Straße Am Studio, wo noch einmal zwei tisch, Computer, weiße Wände. Der ein- riebenem Emmentaler auch geht. ganz nach seinen Vorstellungen aus. Anlagenexport GmbH, der Kunststoff- Gebäude mit einer Bruttogeschossfläche zige Schmuck ist die Miniaturbüste eines spezialist REHAU AG + Co und die Berli- von 3.500 beziehungsweise 5.400 Qua- bärtigen griechischen Philosophen, die Bis nach Taiwan haben ihn seine Diese Flexibilität bietet das Berliner Un- ner Volksbank für den Air Campus ent- dratmetern entstehen können. Stark – „Ich liebe Griechenland!“ – als An- Dienstreisen bereits geführt. ternehmen ID&A Immobilien GmbH schieden. Nicht gerade hilfreich für die denken an einen von dort stammenden Nur ins baden-württember- auch den anderen Mietern. „In jedem Vermarktung, das räumt Eva Weiß ein, Derweil erwähnt Patrick Schauerte ein Kollegen aufbewahrt. gische Unterensingen hat Geschoss sind bis zu drei Mieteinheiten sind allerdings die Verzögerungen bei der weiteres Standortplus: Der Kardiologe, der er es von Berlin aus noch ab 170 Quadratmeter möglich, die nach Eröffnung des Großflughafens. Beim Bau- früher in den USA geforscht hat und neben Von diesen paar Quadratmetern einer nie geschafft. Von dort Wunsch des Mieters ausgebaut werden“, beginn Ende 2011 war man noch davon seiner Praxistätigkeit an der RWTH Aachen Adlershofer Büroetage aus werden Euro- war um 1920 der sagt Eva Weiß, Leiterin Projektentwick- ausgegangen, der Flughafen BER werde lehrt, sieht die Nähe zu den Adlershofer pa, Afrika und Asien mit Störschreibern Großvater nach lung bei ID&A Immobilien. Offene Büro- im Juni 2012 ans Flugnetz gehen. Zwei Technologiefirmen als Chance, „ein paar Din- versorgt. Hier ist Stark für derzeit zwei Brasilien ausge- konzepte sind genauso möglich wie Zel- Großnutzer seien danach wieder abge- ge in der Medizintechnik zu realisieren“. ch Mitarbeiter der Chef – auch wenn er sich wandert. wd Weil Felipe Stark auf die typischen brasilia- nischen Käsebrötchen nicht verzichten will, 02 ADLERSHOF JOURNAL März/April 2014 bäckt er sich selbst welche 03