Page 14 - Adlershof Journal Januar/Februar 2017
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MEDIEN
Hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht:
Filmkomponist Moritz Denis
erade ist Moritz Denis von Einspielungen mit dem Deut-
Gschen Filmorchester Babelsberg in dessen Studio zurück-
gekehrt. Schon immer hat der 39-Jährige Musik gemacht,
klassische und Jazzgitarre in Big Bands, Punkrockgruppen oder
Free-Jazz-Ensembles gespielt. „Freizeit“, erinnert sich Denis,
„das war Musik.“ Trotzdem begann er eines Tages, Informatik
zu studieren. Zwei Semester dauerte der Exkurs, dann ging es
zurück zur Musik. Im Dezember 2001 führt ihn die musikalische
Arbeit an einem Kinowerbespot für den Panasonic-Konzern mit
Eike Hosenfeld zusammen. Seitdem arbeiten beide als Kompo-
nistenteam und komponieren Musik zu Dokumentationen, für
Werbe-, Fernseh- und Kinofilme, wie „Berlin am Meer“, „Hördur“
– der erste Langfilm des Regisseurs Ekrem Ergün –, den „Tatort“
oder die Fernsehserien „Löwenzahn“, „Terra X“ und „Sonne,
Siesta und Saudade“. Berührungsängste mit musikalischen
Genres kennen Denis und Hosenfeld nicht. Im eigenen Studio
spielen sie Instrumente wie Gitarre, Bass, Banjo, Trompete, Flü-
gel, Akkordeon, Mandoline, Flöte, Schlagzeug und Percussion
selbst ein. Nur die Geigen fehlen. „Geige spielen“, erklärt Denis,
„können wir beide nicht.“ Was sie selbst nicht spielen, wird
mit befreundeten Instrumentalisten aufgenommen – oder am
Computer produziert.
Denis’ Leidenschaft gilt den „Zupfinstrumenten“. Liebevoll zeigt
er seine Rockabilly-Gitarre, doch fast noch begeisterter ist er
von der Oud, der arabischen Laute. Ein traditionelles, hölzernes
Musikinstrument, „bauchig und mit meditativem Klang“,
schwärmt er.
Wie Denis die arabische Laute spielt, ist zu hören im mit
Grand-Jury- und Publikumspreis des Sundance Filmfestivals ho-
norierten Film „Sonita“. Die gleichnamige Titelheldin der Doku-
mentation ist eine 18 Jahre alte Afghanin, die im Iran von einer
Karriere als Rapperin träumt, um dem Vorhaben ihrer Familie zu Auch eine Kuhglocke nutzt Moritz Denis bei der Produktion von Filmmusiken
DER HERR DER zu verkaufen.
entgehen, sie für 9.000 Dollar an einen unbekannten Ehemann
Sonitas Rap und die traditionelle Oud, gerade aus solchen
Gegensätzen ergibt sich für Denis Spannung und Stimmung in vieles für die Musik vor. Folgt man den Figuren, wählt man ein
übergeordnetes Thema, vertont man Dialoge? Der Einsatz von
ZUPFINSTRUMENTE der Filmmusik. Oft erklärt er, seien die Ideen für Filmmusiken Musik kann Emotionen vorgeben oder verstärken. „Musik ent-
larvt Bilder, wenn sie nicht passt.“
oder die Entscheidungen für Instrumente reines Bauchgefühl.
Man dürfe sich nicht scheuen, Sachen auch wieder über Bord zu
werfen, immer wieder Neues zu probieren. Gefragt nach seiner Lieblingsfilmmusik lässt er sich nur tem-
porär festlegen: „Momentan, ‚It follows’. Weil die Musik des
Erste Ideen für seine Musik findet Denis schon beim Lesen des Amerikaners Richard Vreeland die Welt der jugendlichen Haupt-
Warum wurde bei den Montagsdemonstratio- Drehbuchs. Genre, Figuren und Dramaturgie eines Films geben figuren des Films wunderbar unterstützt“, findet Denis. rb
nen 1989 in Leipzig nicht geschossen? Antwort
auf diese weltbewegende Frage gibt eine neue
Verwechslungskomödie um Erich Honecker und
einen Doppelgänger, die im März 2017 in die Kinos
kommen wird. Die Filmmusik für „Vorwärts immer“
stammt vom Adlershofer Komponistenduo Moritz ANZEIGE
Denis und Eike Hosenfeld.
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