Page 3 - Adlershof Journal September/Oktober 2017
P. 3

Adlershof                                                                                               ESSAY


 Journal  SEPT | OKT 2017
        Goldwäsche in


        Adlershof


 10


        Ein ganz normaler Tag eines

        Wissenschaftsmanagers




 4  12



 INHALT  AUS DER REDAKTION


   3   ESSAY  Wissenschaftsermöglicher
 Goldwäsche in Adlershof: Ein ganz normaler Tag eines    Ist  vom  Wissenschaftsstandort  Adlershof  die  Rede,  stehen  in
      Wissenschaftsmanagers
 erster  Linie  die  Spitzenleistungen  der  Forschungsinstitute  im
 Fokus. Das ist auch gut so. In diesem Heft wollen wir allerdings die
   4   IM GESPRÄCH MIT
 Scheinwerfer auch einmal auf die Wissenschaftsmanager richten.
      Wissenschaftsmanagerin Manuela Urban, Chefin der
      größten außeruniversitären Forschungseinrichtung    Das sind die Steuerer und Organisatoren, die Planer und Struktu-
      der Hauptstadt   rierer, aber auch diejenigen, die dafür sorgen, dass die Forschungs-
 ergebnisse bekannt gemacht werden.
   5   MENSCHEN
 Die Wassersportlerin: Sophie Paul forscht an Kommunikations-   Heute haben die Wissenschaftseinrichtungen mehr Freiheit sich   Die Fahrt ins Büro unterbreche ich in einer Adlershofer Einfami-   Ich  muss  bei  einem  Adlershofer  Unternehmen  etwas  erledigen
      technik und trainiert den Rudernachwuchs  selbst zu managen – tragen aber auch mehr Verantwortung als   lienhausgegend  für  einen  kurzen  Spaziergang.  Frische  Morgen-  und  entscheide  mich,  nach  dem  Mittagsimbiss  unangemeldet
 früher. Die in der Hauptstadt angesiedelten Leibniz-Institute wur-  luft und Blütenpracht in den Gärten regen auch zum geistigen   vorbeizugehen.  Als  ich  aus  dem  Aufzug  trete,  kommt  mir  ein
   6   TITELTHEMA  den vor 25 Jahren im Forschungsverbund Berlin (FVB) zusammen-  Flanieren an. Nicht weit von hier befindet sich einer der größten   Robocarrier  entgegen,  hält  aber  Abstand.  Ich  schaue  nach  dem
      Mikroelektronik für Hightech aus einer Hand: Finanzspritze    gefasst.  Während  die  FVB-Institute  wissenschaftlich  autonom
      für neue Fertigungsstrecke am Ferdinand-Braun-Institut   Hightechstandorte Europas. Was mag wohl die Bürger im Kiez an   „Herrchen“.  Niemand  da.  Das  Unternehmen  kann  sich  seiner
 agieren, übernimmt die Verbundverwaltung die administrativen   innovativer Technik interessieren? Was erwarten sie? Freuen sie   autonomen  Systeme  offenbar  sicher  sein.  Weitgehend  im  Ver-
   8   EINBLICKE  Kernbereiche, also Personal, Finanzen, Beschaffung, Bau, Gebäu-  sich auf irgendetwas grundsätzlich Neues? Eine gewisse Vorstel-  borgenen wächst hier Technik heran, deren Weiterentwicklungen
 demanagement, aber auch die Koordination großer Verbundpro-  lung habe ich von ihrem Interesse. Ich bin schließlich einer von   über Intralogistik hinaus vielleicht auch einmal für Bürger nutz-
 Adlershof hat ein neues Arbeitszimmer: Gründerwerkstatt
      Ankermieter im neuen Coworking-Space   jekte,  Drittmittelmanagement,  Wissens-  und  Technologietrans-  ihnen. Der autonome PKW. Das E-Mobil. Tolle Themen zum Dis-  bar oder wenigstens sichtbar wird. Dazu sollten Wissenschaftler,
 fer  oder  die  Förderung  des  wissenschaftlichen  Nachwuchses.    kutieren. Sie faszinieren und fordern zu wohlfeilem Widerspruch    Manager,  Techniker  unterschiedlicher  Fachdisziplinen  kooperie-
   10   UNTERNEHMEN  Die  Aufgabenteilung  funktioniert,  wie  das  Wachstum  des  FVB   heraus. Eine Nummer kleiner: Fahrerassistenzsysteme. Von „brauch   ren.  Was  könnten  Gespräche  zwischen  Entwicklern  fahrerloser
 Süßer Schutz: Neue Impfstoffe auf Zuckerbasis  beweist. Aus dem Provisorium sei ein Vorzeigemodell geworden,   ich  nicht“  bis  zum „nicht  mehr  wegzudenken“  war  es  nur  ein    Transportsysteme z. B. für Lagerhallen und solchen, die sich für
 resümiert FVB-Chefin Manuela Urban im Interview auf Seite 4.  Katzensprung. Und nun, wird immer noch mehr erwartet. Etwas   Mobilität von Menschen mit Behinderungen engagieren, für Inno-
   12  NACHGEFRAGT  weiter weg vom Alltag des Normalbürgers: die Drohne. Mal wird    vationen initiieren? Oder: Welche Anwendungspotenziale ließen
      Vom Jungunternehmer zum Hochschulprofessor:    Um  ein  deutschlandweites  Verbundprojekt  geht  es  in  unse-  sie lächerlich gemacht, mal äußert man Ängste.  sich erschließen, wenn man das Thema autonome mobile Technik
      Greateyes-Gründer Regehly verkauft Unternehmen und wagt       rer Titelgeschichte.  Das  Ferdinand-Braun-Institut  als Teil  der    von der Erde auch in den Himmel bringt? Weniger Fernsteuerung
      Neustart in Brandenburg  Ich bin zurück bei meinem Diesel aus der Zeit vor dem großen
 „Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland“ und Adlers-   und  mehr  Selbstbestimmung  von  zivilen  Drohnen,  Kooperation
        Wertewandel bei PKW. Weiter geht es zur Arbeit. Beim Einparken
 hofer  Unternehmen  bringen  Technologien  von  morgen  auf    mit Fahrzeugen am Boden. Alles Diskussionsgegenstände, die von
   13  GRÜNDER  stelle ich fest, dass auch heute wieder niemand mit einem Elekt-
 den Weg.                                                     Anfang an im internationalen Rahmen zu sehen sind.
 Start-up baut Brücken nach Indien: Indische MINT-Spezialisten    rofahrzeug gekommen ist. Auf dem Großdisplay im Vestibül wird
      für deutschen Mittelstand
 Wissenschaftsmanagement  –  dazu  gehört  es  auch,  den  Aus-  eine  Gutachtergruppe  willkommen  geheißen.  Zweischneidiges   Aber  auch  lokale  Beziehungen  sollten  forciert  werden.  Bürger
   14   CAMPUS  tausch auf internationaler Ebene zu organisieren. Die Humboldt-   Wissenschaftsmanagement:  Erst  werden  Fachleute  zur  Ausar-  interessieren sich u. a. für kleine, erschwingliche Dinge. Warum
 Universität mit Weltblick: Forschen in Singapore, Erfahrungs-   Universität  zu  Berlin  hat  strategische  Partnerschaften  zur    beitung  detaillierter  Beschreibungen  von  Forschungsprojekten   kann man auf dem Hightech-Campus so wenig schmökern und
      austausch mit Princeton – Strategische Partnerschaften der HU  Princeton University, der National University of Singapore und der   motiviert  und  dann  die  Kritiker  ins  Haus  geholt.  Wenn  beide    kaufen? Es fehlt ein Innovationsshop!
 Universidad de São Paolo aufgebaut und zwei Forscher berichten,   aufeinanderstoßen,  rumpelt  es.  Es  erinnert  an  Goldwäsche  im   Auf der Fahrt nach Hause komme ich wieder durch Gärten. Was
   16  FORSCHUNG  wie sie davon profitieren.   Wilden Westen: Gutes bleibt und wird weitergereicht.
 Blick in die Materie: Die Projektgruppe des Fraunhofer-Instituts      war das denn? Ein Mähroboter und viele kleine Automaten am
      IKTS arbeitet an zerstörungsfreien Prüfverfahren   Noch  etwas:  Haben  Sie  schon  gehört?  Adlershof  hat  ein  neues     Beim Gang zur Cafeteria höre ich einen Hubschrauber. Ich wür-  Boden und in der Luft. Einige schwirren vor Blüten. Sind Bienen
        dige ihn keines Blickes. Ein unmanned aerial vehicle (UAV) hinge-  wirklich schon durch Technik zu ersetzen? Ich wende und fahre
 Arbeitszimmer  in  der  Rudower  Chaussee  17.  Coworker  will-
   18   KURZNACHRICHTEN  gen würde auf mich bedrohlich wirken. Aber ich habe in Adlershof   zurück. Ein Mähroboter zieht ruhig und nicht besonders intelli-
 kommen.
        noch nie ein UAV in Aktion gesehen.                   gent seine Bahnen. Alles andere war wohl Halluzination.

        Alfred Iwainsky, Physikprofessor und Informatiker, ist Adlershofer Urgestein. Als Schüler besuchte er die Mathematik-Spezialklasse der
 Ihre    Heinrich-Hertz-Oberschule in der Peter-Kast-Straße, sah im Bunsensaal zum ersten Mal in seinem Leben einen Nobelpreisträger (Gustav Hertz),
 Ausführliche Texte und Adlershofer Termine finden Sie unter:   Sylvia Nitschke   hat in Adlershof im Bereich der Kosmosforschung gearbeitet, war 27 Jahre Vorstandsvorsitzender der Gesellschaft zur Förderung angewandter
 www.adlershof.de/journal  Leiterin Adlershof Print  Informatik (GFaI) am Standort und will demnächst mit seinem fünften ZIM-Netzwerkprojekt beginnen.

                                                                               Adlershof Journal  |  September_Oktober 2017  3
   1   2   3   4   5   6   7   8