Page 7 - Adlershof Journal September/Oktober 2017
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TITELTHEMA



 Forscher und Firmen in Adlershof treiben Entwicklungen rund um die Mikroelektronik voran. Vor allem das
 Ferdinand-Braun-Institut, Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik ist in der anwendungsorientierten
 Forschung eine feste Größe. Als Teil der „Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland“ wird das
 Institut mithilfe weiterer Spezialisten auf dem Wista-Gelände Technologien von morgen auf den Weg bringen.



























 für Hightech aus einer Hand  SENTECH Plasma Applikationsingenieure und Geschäftsführer Albrecht Krüger (2. v. r.) im hauseigenen Applikationslabor.

        Hier werden Kundenproben prozessiert und auch eigene Forschung geleistet.


 Industrie  4.0?  Elektromobilität?  Echtzeit-Kommunikations-  Forschungsinstituten und insgesamt mehr als  2.000  wissen-  Im  Fokus  der  institutsübergreifenden  Arbeit  stehen  die  The-  mittels  Atomlagenabscheidung  (Atomic  Layer  Deposition)
 technologien? Ohne Mikro- und Nanoelektronik wäre all das   schaftlichen Mitarbeitern bildet das Adlershofer Institut einen   men siliziumbasierte Technologien, Verbindungshalbleiter und   dünnste  dreidimensionale  Schichten  auf  einem  Ausgangs-
 nicht  denkbar.  Leistungsstarke  Elektronik  im  Kleinstmaßstab   der weltweit größten Pools für Technologien rund um Smart   Sondersubstrate,  Heterointegration  sowie  Design,  Test  und   material  hergestellt  werden.  Eine  Technik,  auf  die  das  FBH
 ist  eine  branchenübergreifende  Schlüsseltechnologie,  die  die   Systems. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung   Zuverlässigkeit.  „Das  FBH  bringt  vor  allem  seine  Expertise   bisher nicht zugreifen konnte. „Mikrooptik und Optoelektronik
 digitale Transformation vorantreibt. Ein neuer starker Treiber   unterstützt die FMD mit rund 350 Millionen Euro, wovon 117,2   bei  der  Entwicklung  von  energieeffizienten  Halbleiterkom-  sind  ein  wichtiges  Zukunftsfeld“,  betont  Krüger,  „deshalb  hat
 dafür  wird  die  „Forschungsfabrik  Mikroelektronik  Deutsch-  Millionen Euro nach Berlin und Brandenburg fließen, womit die   ponenten  ein“,  sagt  Tränkle.  Bei  uns  in  Adlershof  werden   die Forschungsfabrik eine große Bedeutung, auch für die Firmen
 land“ (FMD) sein, mit der Anwendern Forschungsdienstleistun-  je zwei Leibniz- und Fraunhofer-Institute ihre technologische   neuartige  Materialien  erforscht  sowie  Bauelemente  für  die   und Institute in Adlershof.“ Krüger ist sich sicher: „Von hier aus
 gen entlang der kompletten Innovationskette aus einer Hand   Infrastruktur modernisieren und ergänzen werden. Adlershof   Elektromobilität, alternative Energien und die mobile Kommu-  werden wichtige Impulse für die Technologie ausgehen.“   cl
 angeboten werden sollen.   spielt dabei mit dem FBH, das als eines der weltweit führen-  nikation der Zukunft designt, berichtet Tränkle. „Wir entwickeln
 den  Institute  für  anwendungsorientierte  und  industrienahe   zudem Bauteile für den Terahertz-Bereich, unter anderem für die
 „Die FMD ist ein einzigartiges Angebot für die deutsche und   Forschung in der Mikrowellentechnik und Optoelektronik gilt,   zerstörungsfreie  Prüfung  und  die  Quantentechnologie,  die
 europäische Halbleiter- und Elektronikindustrie, mit dem diese   eine bedeutende Rolle. „Adlershofer Institute und Firmen sind   künftig  eine  abhörsichere  Datenübertragung  und  hochpräzise
 international gestärkt wird“, sagt Prof. Günther Tränkle, Direk-  auf diesem Gebiet zwar schon recht gut aufgestellt, doch nun   Messgeräte ermöglichen soll.“
 tor des Ferdinand-Braun-Instituts, Leibniz-Institut für Höchst-  bieten  sich  den  lokalen  Playern,  etwa  im  Gerätebau,  durch
 frequenztechnik (FBH). „Die deutsche Forschung ist auf diesem   den  Ausbau  der  Infrastruktur  sowie  der  engen  Kooperation   Bis  zum  Jahr  2020/21  werden  aus  dem  Projekt  34,2  Millionen
 Gebiet zwar schon sehr stark, aber eine gemeinsame Struktur   zwischen  Instituten  und  Industrie,  noch  bessere  Möglich-   Euro  ins  FBH  fließen,  womit  unter  anderem  eine  Fertigungs-
 fehlte.“ Das ändert sich jetzt: Gemeinsam mit zwölf weiteren   keiten“, sagt Tränkle.  strecke  für  Terahertz-  und  Leistungselektronik-Bauteile  unter
        Reinraumbedingungen  im  Zentrum  für  Mikrosysteme  und
 SENTECH Cluster zur Anwendung   Materialien  entstehen  wird.  Die  erste  Maschine  dafür  steht
 in Forschung und Entwicklung mit
 drei Modulen   schon bereit und ist startklar. Die mehr als eine Million  teure
        und  vom  Forschungsministerium  geförderte  Hightechanla-
        ge kommt von der Adlershofer Firma Sentech Instruments, die
        auf Geräte für die Plasmaprozesstechnologie, die Dünnschicht-
        messtechnik und die Photovoltaik spezialisiert ist und seit mehr
        als 20 Jahren mit dem FBH über Forschungsprojekte sowie die
        Lieferung von Ausrüstung zusammenarbeitet. „Diese Koopera-
        tion wie auch die Forschungsfabrik sind Quellen für neue Ideen“,
        sagt Geschäftsführer Albrecht Krüger.

        Die Maschine von Sentech für die FMD besteht aus drei Modulen,
        von denen zwei dem „reaktiven Ionenätzen“ dienen, das heißt,
        dass  durch  den  Beschuss  eines  Materials  mit  kleinsten  elekt-
        risch  geladenen  Teilchen  feinste  Strukturen  entstehen,  etwa   FBH-Direktor Günther Tränkle freut sich über die Finanzspritze, die sein
        für  die  Waferherstellung.  Zudem  können  mit  der  Anlage    Institut als Teil der „Forschungsfabrik Mikroelektronik Deutschland” erhält


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