Page 6 - Adlershof Special 35: Biotechnologie
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Heidrun Terytze leitet das Zentrum für Biotechnologie und Umwelt in Adlershof seit dessen Eröffnung vor rund 17 Jahren. Von ihrem gläsernen Büro im Erdgeschoss in der Volmerstraße kümmert sie sich um die vor allem klein- und mittelständischen Firmen, die in der Wissenschaftsstadt Büros, Labors und Produktionsstätten angemietet haben und insgesamt etwa 400 Mitarbeiter beschäftigen. Ihre eigene Ausbildung kommt der Diplom-Biologin zugute: „Ich weiß, was die Kunden brauchen.“

Seit einiger Zeit ist Terytzes Arbeitsbereich um eine Facette reicher, denn in der boomenden Biotech- Branche wird die internationale Anbindung immer wichtiger. Jedes achte Unternehmen in ihrem Bereich hat Kontakte ins Ausland, Tendenz steigend. „Besonders die pharmazeutisch tätigen Firmen sind auf dem US-Markt sehr aktiv“, sagt Terytze. Und so erklärt die Zentrumsleiterin jetzt auch regelmäßig Interessenten aus Übersee die Fördermöglichkeiten und Labor-Grundausstattung, die das Biotechnologie-Zentrum bietet.

„Als wir hier 1998 anfingen, dachten viele noch stark in nationalen Kategorien“, erinnert sich Terytze. Inzwischen aber habe sich Adlershof die „Internationalisierung auf die Fahnen geschrieben“. Von der alternden Gesellschaft mit ihren spezifischen Krankheitsbildern und ihrem steigenden Medikamentenbedarf, der Bekämpfung von Infektionskrankheiten oder Antibiotika-Resistenzen sowie der Ernährung einer stetig wachsenden Weltbevölkerung – drängende Forschungsfragen der Biotechnologie können „nicht mehr im Elfenbeinturm, sondern nur global angegangen werden“.

Es sind auch die kurzen Wege zur Wissenschaft, die weltweit agierende Biotech-Firmen nach Adlershof locken, wie Helge Neumann sagt, der sich in der WISTA-MANAGEMENT GMBH um internationale Vernetzung kümmert. Am Standort sind unter anderem die Bundesanstalt für Materialforschung und Prüfung, das Leibniz-Institut für Analytische Wissenschaften und das Institut für Chemie der Humboldt-Universität zu Berlin vertreten – und dazu viele Firmen für mögliche Kooperationen. „Unternehmen aus dem Ausland kommen hierher, weil sie entlang der Wertschöpfungskette Partner finden“, sagt Neumann, der allein seit dem vergangenen Herbst mindestens 20 ausländischen Besuchergruppen den Technologiepark vorgestellt hat.

Das Adlershofer Gründerzentrum (IGZ) bietet internationalen Unternehmen Unterstützung in fast allen Lebenslagen: Es hilft beim Organisieren von Sprachkursen, bei der Wohnungssuche und der Prüfung des Business-Plans. „Gerade bei außereuropäischen Unternehmen sind die bürokratischen Barrieren oft sehr hoch“, sagt Neumann. Seit einiger Zeit können ausländische Firmen sogar für eine Woche kostenlos in ein Büro einziehen und sich erste Kennenlern-Termine vermitteln lassen. Im Rahmen des „Berlin Welcome Package“ können Interessenten bis zu drei Monate lang austesten, ob der Wirtschaftsstandort Berlin zu ihnen passt.

Im Juni reisen Neumann und Terytze gemeinsam zur weltweit größten Biotech-Messe BIO nach San Diego, um dort die Stärken Adlershofs vorzustellen. Manche Anliegen ließen sich am besten im persönlichen Kontakt klären, sagt Terytze. „Wir haben immer die Augen offen, wo wir auch für unsere internationalen Kunden noch etwas verbessern können.“

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