Page 2 - Adlershof Journal September/Oktober 2015
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Adlershof ESSAY
Journal
Sept | Okt 2015
INHALT AUS DER REDAKTION Initialen der Zukunft
Auf der Suche nach ihren Chancen in der Arbeitswelt der Zukunft durchkämmten meine
3 ESSAY Arbeit und Spaß Studierenden, allesamt optimistische Digital Natives, mit einem raffinierten Algorithmus
Initialen der Zukunft: Die Interpretation der Daten wird die
Kompetenz der Businesswelt von morgen Ob Unternehmer, Wissenschaftler, Auszubildender – seien Sie ehrlich: Hunderte von Dokumenten zur Veränderung des Wirtschaftssystems und fanden ein
Ihnen fällt es leichter, aus der Sommerpause in den Job zurückzukehren, zentrales Stichwort: Industrie 4.0.
4 INTERVIEW wenn das Arbeitsklima stimmt. Dazu gehört natürlich der angemes-
Anastasiya Chevtchenko im Gespräch: Praktikumsblick einer sene „Raum“ für Kommunikation und Zusammenarbeit. Dass Farben,
amerikanischen Studentin auf Adlershof Gerüche, Lautstärke, Material unsere Psyche stark beeinflussen, ist nicht
5 MENSCHEN neu. Dennoch werden diese Faktoren in der Arbeitswelt oft nicht berück- I mmerhin Industrie 4.0. Das war in-
sichtigt. Vielleicht machen die Unternehmensbeispiele in diesem Heft
Kulinarische Pioniere: Koreanische Delikatessen im Mani Mogo daher Lust, die eigene Büro- und Laborumgebung zu überdenken? sofern erstaunlich, da noch vor knapp
6 TITELTHEMA Arbeitskultur ist etwas, das sich immer weiterentwickelt, ein dynami- einem Jahrzehnt alle erdenklichen
Die Köchin kommt mit: Arbeitskultur in Adlershofer scher Prozess. Das beginnt bei flexiblen Arbeitszeiten und kann auch an selbsternannten Analysten und Trend-
Hightechschmieden so einfachen Dingen wie etwa Bürotüren ablesbar sein. Die IT-Experten forscher mit geradezu enthusiasti-
der Adlershofer Firma Qt Tools machen es vor. Als das Unternehmen noch schem Tenor eine „postindustrielle“
8 Fremde befruchtet: Wie sich ausländische Mutterkultur in zur norwegischen Trolltech-Gruppe gehörte, trugen die Türen ihrer Bü- Ära eingeläutet und dem Dienstleis-
den Standortfilialen niederschlägt ros Namen norwegischer Städte. Heute stehen dort die Bundesländer tungssektor die gestalterische Kraft für
Deutschlands dran – der Lerneffekt in puncto Ortskunde für das interna- Millionen Jobs zugeschrieben hatten.
10 UNTERNEHMEN tionale Team ist beabsichtigt.
Rock ‚n‘ Roll aus dem Büro: GFaI-Wissenschaftler forschen und Reden wir nicht mehr drüber, es war
musizieren zusammen Hinter einer Arbeitskultur steckt natürlich wesentlich mehr als bunte
Wände und Bubble Chairs. Werte wie Vertrauen, Verantwortung und ohnehin eine komische Idee, weil ja
12 FORSCHUNG Verlässlichkeit – Grundvoraussetzungen für eine produktive Zusammen- irgendwo ein produktiver Kern be-
Mit Herz für Forschung und Familie: Familiengerechte arbeit – gilt es zu leben und zu fördern. Das spüren beim Biotechnologie- stehen muss, der Dienstleistungen
Personalpolitik in der Wissenschaft unternehmen Biopract selbst die Praktikanten. überhaupt erst stimuliert, darunter
auch die beiden meistgenannten
14 MEDIEN Ob gemeinsames Mittagessen, musizieren in der Firmenhobbyband Charakteristika dieser Industrie 4.0:
Ein Theater für Adlershof: Crowdfunding Kampagne, bevor oder klettern nach Feierabend – die Facetten, die Mitarbeiterteams Datafication und Digitalisierung, die
der Vorhang aufgehen kann zusammenschweißen, sind vielfältig. Dafür gibt es kein Patentrezept, zwei großen D des künftigen Business.
das muss jedes Team für sich herausfinden. Wichtig erscheint mir, dass
16 CAMPUS die Beteiligten gerne miteinander reden, offen für Kritik sind und in
Neue Wege in der Krebsforschung: HU-Chemiker Oliver Seitz Entscheidungen über ihr Arbeitsfeld, über ihre Arbeitsinhalte einge- Buchstäblich etikettierte Aide Memoires für erfolgreiches Arbeit der Zukunft suchte. So ging das eine Zeitlang im Kreis.
erhält 2,5 Mio. Euro vom Europäischen Forschungsrat bunden sind. Dann stehen die Ampeln, motivierte Mitarbeiter im Team Management sind zurzeit ganz große Mode. Die einschlägige Doch da man einen Erkenntniszuwachs anstrebte oder auch,
zu haben, doch eigentlich auf grün. Literatur ist voll davon: die fünf A des erfolgreichen Projektma- weil sich die Big-Data-Welt doch schneller und unübersichtli-
17 GRÜNDER nagements, die vier F der Kommunikation oder Richard Floridas cher entwickelte als erwartet, suchte der eine oder andere nach
Hilfreiche Klicks für die energetische Sanierung: Ihre drei T der kreativen Klasse. Es fällt übrigens auf, dass die eben tiefergehenden Charakteristika und fand zum Beispiel und in
Onlineplattform eccuro.com am Start erwähnten D ein wenig ärmlich nur zu zweit daherkommen, lockerer Folge: Value, Veracity, Viability, Visibility, Validity oder
Sylvia Nitschke
18 KURZNACHRICHTEN Leiterin Adlershof Print ein drittes wäre ganz schön, damit das Konzept konkurrenzfä- Volatility.
hig und die metaphorische Referenz zur Dreidimensionalität er-
halten bleibt. Ist ja eine gute Managementvokabel: Sagt wenig, Die Inflation der V-Worte schürte den Verdacht, das Geschäft
mit den Definitionen stelle – nach einer trefflichen Bemerkung
klingt gehaltvoll.
des Soziologen Hans Albert – nichts weiter dar als ein Sprach-
Ausführliche Texte und Adlershofer Termine Nun ist aber die Sache leider so einfach auch wieder nicht, denn spiel zur Weltorientierung. Was die junge Forschungsgruppe
finden Sie unter: es tauchten jede Menge Unterbegriffe auf, bei Datafication nun dazu bewegte, dem Algorithmus einmal umgekehrt nur
www.adlershof.de/journal und Digitalisierung im Wesentlichen geprägt durch ein B- und Initialen einzuimpfen um Tags im Umkreis des Themas künfti-
D-Doppelwort: Big Data. Bei dessen weiterer Differenzierung ger Arbeitskultur zu identifizieren. Im Ergebnisranking lieferte
nun widerfuhr den Analysten Erstaunliches. Denn weder B noch am Ende das I (immerhin schon als ikonografische Identifikation
D avancierten zu Initialen erhellender Erläuterungen, sondern hypermoderner Produkte wie iPad, iPhone und Elektroautos
– das V. Initialzündung war vermutlich eine Studie der META bewährt) als A & O einer erstrebenswerten Arbeitswelt der
16 Group, die schon 2007 drei Charakteristika der Datenkommuni- Zukunft eine klingende Folge von Modulen einer Scorecard für
die Potenziale des Individuums. Dessen Mut erschien als Aus-
kation ausmachte: Volume, Velocity, Variety.
gangspunkt für originelle Interpretationen von Daten und für
In der Folge dann immer wieder diese drei. Und zwar meist da, konkurrenzfähige Ideen sowie überraschende Initiativen, um
wo man nach einer klaren Definition von Big Data und nach mit faszinierenden Innovationen unverwechselbare Impulse
einer Antwort auf die Frage nach den Konsequenzen für die zu setzen.
8 5 12 Prof. Dr. Holger Rust ist Wirtschaftssoziologe, Praktiker und Publizist,
bekannt als Kritiker von Managementmoden.
Adlershof Journal | Sept_Okt 2015 3
Journal
Sept | Okt 2015
INHALT AUS DER REDAKTION Initialen der Zukunft
Auf der Suche nach ihren Chancen in der Arbeitswelt der Zukunft durchkämmten meine
3 ESSAY Arbeit und Spaß Studierenden, allesamt optimistische Digital Natives, mit einem raffinierten Algorithmus
Initialen der Zukunft: Die Interpretation der Daten wird die
Kompetenz der Businesswelt von morgen Ob Unternehmer, Wissenschaftler, Auszubildender – seien Sie ehrlich: Hunderte von Dokumenten zur Veränderung des Wirtschaftssystems und fanden ein
Ihnen fällt es leichter, aus der Sommerpause in den Job zurückzukehren, zentrales Stichwort: Industrie 4.0.
4 INTERVIEW wenn das Arbeitsklima stimmt. Dazu gehört natürlich der angemes-
Anastasiya Chevtchenko im Gespräch: Praktikumsblick einer sene „Raum“ für Kommunikation und Zusammenarbeit. Dass Farben,
amerikanischen Studentin auf Adlershof Gerüche, Lautstärke, Material unsere Psyche stark beeinflussen, ist nicht
5 MENSCHEN neu. Dennoch werden diese Faktoren in der Arbeitswelt oft nicht berück- I mmerhin Industrie 4.0. Das war in-
sichtigt. Vielleicht machen die Unternehmensbeispiele in diesem Heft
Kulinarische Pioniere: Koreanische Delikatessen im Mani Mogo daher Lust, die eigene Büro- und Laborumgebung zu überdenken? sofern erstaunlich, da noch vor knapp
6 TITELTHEMA Arbeitskultur ist etwas, das sich immer weiterentwickelt, ein dynami- einem Jahrzehnt alle erdenklichen
Die Köchin kommt mit: Arbeitskultur in Adlershofer scher Prozess. Das beginnt bei flexiblen Arbeitszeiten und kann auch an selbsternannten Analysten und Trend-
Hightechschmieden so einfachen Dingen wie etwa Bürotüren ablesbar sein. Die IT-Experten forscher mit geradezu enthusiasti-
der Adlershofer Firma Qt Tools machen es vor. Als das Unternehmen noch schem Tenor eine „postindustrielle“
8 Fremde befruchtet: Wie sich ausländische Mutterkultur in zur norwegischen Trolltech-Gruppe gehörte, trugen die Türen ihrer Bü- Ära eingeläutet und dem Dienstleis-
den Standortfilialen niederschlägt ros Namen norwegischer Städte. Heute stehen dort die Bundesländer tungssektor die gestalterische Kraft für
Deutschlands dran – der Lerneffekt in puncto Ortskunde für das interna- Millionen Jobs zugeschrieben hatten.
10 UNTERNEHMEN tionale Team ist beabsichtigt.
Rock ‚n‘ Roll aus dem Büro: GFaI-Wissenschaftler forschen und Reden wir nicht mehr drüber, es war
musizieren zusammen Hinter einer Arbeitskultur steckt natürlich wesentlich mehr als bunte
Wände und Bubble Chairs. Werte wie Vertrauen, Verantwortung und ohnehin eine komische Idee, weil ja
12 FORSCHUNG Verlässlichkeit – Grundvoraussetzungen für eine produktive Zusammen- irgendwo ein produktiver Kern be-
Mit Herz für Forschung und Familie: Familiengerechte arbeit – gilt es zu leben und zu fördern. Das spüren beim Biotechnologie- stehen muss, der Dienstleistungen
Personalpolitik in der Wissenschaft unternehmen Biopract selbst die Praktikanten. überhaupt erst stimuliert, darunter
auch die beiden meistgenannten
14 MEDIEN Ob gemeinsames Mittagessen, musizieren in der Firmenhobbyband Charakteristika dieser Industrie 4.0:
Ein Theater für Adlershof: Crowdfunding Kampagne, bevor oder klettern nach Feierabend – die Facetten, die Mitarbeiterteams Datafication und Digitalisierung, die
der Vorhang aufgehen kann zusammenschweißen, sind vielfältig. Dafür gibt es kein Patentrezept, zwei großen D des künftigen Business.
das muss jedes Team für sich herausfinden. Wichtig erscheint mir, dass
16 CAMPUS die Beteiligten gerne miteinander reden, offen für Kritik sind und in
Neue Wege in der Krebsforschung: HU-Chemiker Oliver Seitz Entscheidungen über ihr Arbeitsfeld, über ihre Arbeitsinhalte einge- Buchstäblich etikettierte Aide Memoires für erfolgreiches Arbeit der Zukunft suchte. So ging das eine Zeitlang im Kreis.
erhält 2,5 Mio. Euro vom Europäischen Forschungsrat bunden sind. Dann stehen die Ampeln, motivierte Mitarbeiter im Team Management sind zurzeit ganz große Mode. Die einschlägige Doch da man einen Erkenntniszuwachs anstrebte oder auch,
zu haben, doch eigentlich auf grün. Literatur ist voll davon: die fünf A des erfolgreichen Projektma- weil sich die Big-Data-Welt doch schneller und unübersichtli-
17 GRÜNDER nagements, die vier F der Kommunikation oder Richard Floridas cher entwickelte als erwartet, suchte der eine oder andere nach
Hilfreiche Klicks für die energetische Sanierung: Ihre drei T der kreativen Klasse. Es fällt übrigens auf, dass die eben tiefergehenden Charakteristika und fand zum Beispiel und in
Onlineplattform eccuro.com am Start erwähnten D ein wenig ärmlich nur zu zweit daherkommen, lockerer Folge: Value, Veracity, Viability, Visibility, Validity oder
Sylvia Nitschke
18 KURZNACHRICHTEN Leiterin Adlershof Print ein drittes wäre ganz schön, damit das Konzept konkurrenzfä- Volatility.
hig und die metaphorische Referenz zur Dreidimensionalität er-
halten bleibt. Ist ja eine gute Managementvokabel: Sagt wenig, Die Inflation der V-Worte schürte den Verdacht, das Geschäft
mit den Definitionen stelle – nach einer trefflichen Bemerkung
klingt gehaltvoll.
des Soziologen Hans Albert – nichts weiter dar als ein Sprach-
Ausführliche Texte und Adlershofer Termine Nun ist aber die Sache leider so einfach auch wieder nicht, denn spiel zur Weltorientierung. Was die junge Forschungsgruppe
finden Sie unter: es tauchten jede Menge Unterbegriffe auf, bei Datafication nun dazu bewegte, dem Algorithmus einmal umgekehrt nur
www.adlershof.de/journal und Digitalisierung im Wesentlichen geprägt durch ein B- und Initialen einzuimpfen um Tags im Umkreis des Themas künfti-
D-Doppelwort: Big Data. Bei dessen weiterer Differenzierung ger Arbeitskultur zu identifizieren. Im Ergebnisranking lieferte
nun widerfuhr den Analysten Erstaunliches. Denn weder B noch am Ende das I (immerhin schon als ikonografische Identifikation
D avancierten zu Initialen erhellender Erläuterungen, sondern hypermoderner Produkte wie iPad, iPhone und Elektroautos
– das V. Initialzündung war vermutlich eine Studie der META bewährt) als A & O einer erstrebenswerten Arbeitswelt der
16 Group, die schon 2007 drei Charakteristika der Datenkommuni- Zukunft eine klingende Folge von Modulen einer Scorecard für
die Potenziale des Individuums. Dessen Mut erschien als Aus-
kation ausmachte: Volume, Velocity, Variety.
gangspunkt für originelle Interpretationen von Daten und für
In der Folge dann immer wieder diese drei. Und zwar meist da, konkurrenzfähige Ideen sowie überraschende Initiativen, um
wo man nach einer klaren Definition von Big Data und nach mit faszinierenden Innovationen unverwechselbare Impulse
einer Antwort auf die Frage nach den Konsequenzen für die zu setzen.
8 5 12 Prof. Dr. Holger Rust ist Wirtschaftssoziologe, Praktiker und Publizist,
bekannt als Kritiker von Managementmoden.
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