Page 6 - Adlershof Journal September/Oktober 2015
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TITELTHEMA




Die Köchin kommt mit Selbst im Fehlerfall gehen


unsere Systeme automatisch
in den sicheren Zustand


Die WITT Sensoric GmbH, ein Spezialist von Lichtschrankensystemen für Toranlagen, baut zurzeit Aktuell wächst der Mittelständler wieder einmal über seine
in Adlershof ihr neues Hauptquartier. Mit Küche und Essbereich — denn das gemeinsame Mittagessen Räume hinaus. „Wir arbeiten schon an zwei Standorten, können
ist hier ein tägliches Ritual. Die Mitarbeiter der seit 1996 etablierten Nachbarin Biopract GmbH uns aus Platzgründen aber trotzdem nicht weiter verstärken“,
essen zwar getrennt, sie wurden aber durch turbulente Jahre zur eingeschworenen Gemeinschaft. sagt Brech. Ab Oktober ändert sich das. Dann zieht WITT Sensoric
in einen Neubau, der zurzeit in Adlershof entsteht.

Der stolze Bauherr zeigt Pläne eines schmucken 6.500-Quadrat-
meterbaus – mehr als das Doppelte der bisherigen Fläche.
Fertigungshallen und der Bürotrakt, der zugunsten von
Dachterrassen um einige Meter zurückgesetzt auf dem Bau
ruht, bieten Raum für Wachstum. Ein Bereich lässt Brechs Augen
besonders leuchten: „Unser Essbereich mit Küche. Im Sommer
können wir auf der Dachterrasse essen“, zeigt er. Die Größe von
250 Quadratmetern verdeutlicht den Stellenwert: Mittagessen
ist ein Ritual bei WITT Sensoric. Anfangs kochten es Brech und
sein Team selbst. Heute erledigt das eine Köchin, die im Herbst
mit umzieht. Das gemeinsame Essen verbindet. Die Gesprächs-
themen sind mal privat, mal beruflich. Das Klima ist entspre-
chend familiär. Mitarbeiter, die kommen, bleiben. „Diejenigen,
die weggegangen sind, kann ich an einer Hand abzählen“, sagt
der Chef. Obwohl sein Unternehmen in einem regulierten, von
Normen, Standards und Zertifizierungen geprägten Markt agiert,
setzt er auf Selbstverantwortung der Mitarbeiter. Klassische
Abteilungsleiter gibt es nicht. Jeder trägt zum Erfolg bei. Was
zählt, sind Ergebnisse und die Bereitschaft, für die Qualität und
Zuverlässigkeit der Produkte einzustehen. Denn deren sichere
Funktion muss stets gewährleistet sein. „Selbst im Fehlerfall
gehen unsere Systeme automatisch in den sicheren Zustand“,
verspricht Brech.

In der Adlershofer Nachbarschaft finden sich viele erfolgrei-
che Mittelständler. Darunter das Biotechnologieunternehmen
Platz für Individualität haben die Mitarbeiter der Biopract GmbH Biopract GmbH, das auf Entwicklung, Applikationsforschung und
Analysen von Enzymen für Landwirtschaft, Biogasanlagen und
A ls Gründer reichte Jörg Brech ein Minibüro bei einer befreun- Die Sensorsysteme von WITT Sensoric stellen dies sicher. Das Industrie spezialisiert ist. Seit der Gründung 1992 hat die knapp In den letzten Bauzügen: Jörg Brech (r.) und Detlef Sauer (l.)
20-köpfige Belegschaft einiges erlebt. Der heutige Geschäfts-
deten Firma. Da diese WITT Industrietechnik hieß, nannte er sein Unternehmen wirkt selbst intensiv an der Normung mit. führer Matthias Gerhardt war von Anfang an dabei. Anfangs von der WITT Sensoric freuen sich auf den Einzug in den neuen
Unternehmen WITT Sensoric. Zweiundzwanzig Jahre später ist Brech sieht das als wichtigen Erfolgsfaktor, neben der Speziali- herrschte eine Kultur strenger wissenschaftlicher Disziplin, die Firmensitz in diesem Herbst
daraus ein 50 Mitarbeiter starker Marktführer gewachsen, des- sierung und hohen Fertigungstiefe. Seine Mitarbeiter sprechen der damalige Gründer prägte. Ab 2009 folgte ein kompletter
sen Lichtschrankensysteme automatisch betriebene Tore in In- die Sprache der Kunden, bei denen die künftigen Adlershofer als Kulturwandel. Ein niederländischer Konzern übernahm Biopract.
dustrie und Eigenheimen sichern. Systemlieferant anerkannt sind. Dieser Status ist hart erarbeitet. Gerhardt denkt mit gemischten Gefühlen an die drei Jahre als
Mangels Startkapital handelte der Firmengründer anfangs mit führt er das Unternehmen mit seinem Partner Joachim Pheiffer
„Wir fertigen sie komplett in Berlin“, sagt Brech. Das technische optoelektronischen Komponenten, um Geld für die Umsetzung Geschäftsführer im Konzern zurück, die beide Seiten mit einem in einem anderen Geist. Gerhardt legt Wert darauf, dass Mitar-
Prinzip: Infrarot-LED senden Lichtstrahlen auf Empfänger. Unter- seiner Ideen zu beschaffen. „Jeder Pfennig floss in die Entwick- Management-Buy-out beendeten. „Es war eine Trennung in Frie- beiter eigene Wege gehen. „Praktikanten sind regelmäßig
bricht ein Fremdkörper das Licht, stoppt das Tor. Solche IR-Sen- lung“, berichtet er. Nach Jahren gelang der Durchbruch: Ein den. Der ehemalige Eigentümer ist bis heute unser wichtigster begeistert, wie ernst wir sie nehmen und wie viel Verantwortung
soren ziehen derart feine Lichtgitter, dass sie auf der gesamten Torhersteller beauftragte ihn exklusiv mit der Entwicklung Auftraggeber“, sagt er. Doch das Arbeiten in der Konzernstruk- wir ihnen übertragen“, berichtet er. Das Arbeitsklima ist freund-
Torfläche bis in 2,50 Meter Höhe 50 mm kleine Gegenstände eines Sensorsystems. Von da an ging es bergauf. tur lag ihm nicht. Ständige Meetings, Standardisierung, Ein- lich und verbindlich. Nach der Arbeit und in Pausen trennen sich
detektieren. Für die Systeme gilt: Ein Tor darf mit maximal 400 schwörung auf die Corporate Identity – er empfand das als tech- in der Regel die Wege. Der Chef findet das in Ordnung: „Wenn
Newton auf einen Gegenstand treffen. Kurz nach dem Aufprall nokratisch und unproduktiv. Vor allem vermisste er Raum für wir jeden Tag zusammen arbeiten, dann müssen wir nicht auch
dürften es nur noch 25 Newton sein. Individualität und flexible Lösungen. Seit das Korsett abgelegt ist, noch den Feierabend miteinander verbringen“. pt







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