Page 6 - Adlershof Journal Januar/Februar 2016
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TITELTHEMA


HU-Juniorprofessor Marius Kloft hat
Talente finden, fördern und binden ist die Spaß mit immensen Datenmengen
zentrale Herausforderung in unserer Wissens-
gesellschaft. Wissenschaft und Wirtschaft
müssen an einem Strang ziehen, damit gute
Ideen nicht in Laboren versauern. Wie das

klappt, lässt sich gut am Standort Adlershof
studieren.


Fahnden, finden, fördern: und heterogenen Datenmengen Schlüsse
zu ziehen, die in vielen Lebensbereichen
praxisrelevant sind.

Damit solche Entwicklungen nicht in Unis
und Instituten hängen bleiben, schickt
Auf Talentsuche die HI zwei sogenannte Talentscouts los,
die in Forschungsgruppen nach markt-
im Technologiepark relevanten Ideen fahnden und Studen-
ten, Absolventen sowie Professoren zum
Adlershof Brückenschlag zwischen Wissenschaft
und Wirtschaft ermutigen. Nicht nur das:
Das Team der HI unterstützt dabei mit Davon profitiert unter anderem die zuweilen klopfen auch hervorragende
Beratung, Coaching und Kontaktanbah- Osypka Medical GmbH. Das Adlershofer Leute von sich aus an und werden einge-
nung. So wurden innerhalb der letzten Unternehmen entwickelt und fertigt elek- stellt, obwohl gerade gar keine Stellen-
zehn Jahre mehr als 60 Gründungen an- tronische Geräte für die Kardiologie und ausschreibung läuft. Um die Talente zu
gestoßen, 19 Millionen Euro Projektmit- Herzchirurgie, unter anderem temporäre halten, bedarf es keiner großen Anstren-
tel akquiriert und gut 550 Arbeitsplätze Herzschrittmacher sowie nichtinvasive gungen: „Spannende Aufgaben, eine mit
geschaffen. „Das tut einem Standort Herz-Kreislauf-Monitore. „Der Standort 35 Mitarbeitern überschaubare Firma, bei
wie Berlin gut, denn die jungen Talente ist für die Talentsuche ideal, da wir durch der man schnell Verantwortung überneh-
sind ein wesentliches Element für die die Universität direkten Zugriff auf Nach- men kann und nicht nur kleine Teilauf-
Innovationskraft einer Stadt“, bemerkt wuchs haben“, berichtet Thilo Thümecke, gaben, wie in einem Konzern, übernimmt,
Hofmann. Als wahren Talentpool sieht er Director Operations bei Osypka. Mitunter führen dazu, dass wir kaum Fluktuation
Adlershof mit „enormem universitärem genügt ein Aushang am Schwarzen Brett haben“, sagt Thümecke. Er darf als gutes
und außeruniversitärem Potenzial“. in der Adlershofer Wissenschaftsstadt, Beispiel gelten: Seit Ende 1996 arbeitet er
bei Osypka und kann sich nichts anderes
vorstellen. Was auch zählt, sind flexible
Arbeitszeiten. Möglich ist sogar fast voll-
ständige Heimarbeit, beispielsweise Soft-
E s ist ein Zukunftsthema, zu dem schaft der Humboldt-Universität, die sich wann ein Bewohner heimkehrt und wie wareingenieure können das nutzen. Das
reizt junge Spitzenkräfte natürlich schon.
junge Zukunftsmacher leidenschaft- darum kümmert, wie aus Wissenschaft- er seine Räume klimatisiert haben möch-
lich ihre Lösungen vorstellen. Im „Forum lern Unternehmer werden können. te. Kloft hat mit dieser Idee beim „Forum Talente finden und fördern ist in Adlers-
Junge Spitzenforscher“ präsentieren Junge Spitzenforscher“ überzeugt und hof alles andere als ein Fremdwort. Auch
sechs Wissenschaftler ihre Forschungs- Eines jener begehrten jungen Talente ist wurde mit 2.000 Euro Preisgeld belohnt. wenn es gut läuft, könnten sich Wissen-
arbeiten rund um das Internet der Dinge. Marius Kloft, Juniorprofessor für Maschi- schaft und Wirtschaft noch beherzter en-
Es locken insgesamt 36.000 Euro Preis- nelles Lernen an der Humboldt-Universi- Er gilt zweifelsohne als herausragendes gagieren, wünscht sich Hofmann: „Da ist
gelder für die besten Ideen mit den tät zu Berlin. Der Mathematiker und Infor- junges Talent: Mit 33 Jahren wurde er zum noch Luft nach oben. Mehr geht immer.
größten Chancen auf eine kommerzielle matiker hat zusammen mit seinem Team Juniorprofessor ernannt, leitet in Adlers- Schließlich leben wir in einer Wissens-
Anwendung. Mit dem jährlich stattfin- eine Lösung zur automatischen Heizungs- hof eine Forschungsgruppe und wurde in gesellschaft.“ cl
denden Wettbewerb, den die Stiftung steuerung entwickelt, bei der aus unter- der Vergangenheit mehrfach für brillante
Industrieforschung in Kooperation mit schiedlichen Informationsquellen wie den Veröffentlichungen ausgezeichnet, un-
der Humboldt-Innovation GmbH (HI) GPS-Daten des Smartphones, dem Wet- ter anderem von Google Research. Seine
organisiert, sollen „junge Talente geför- terbericht, Urlaubs- und Jahreszeiten Forschungsschwerpunkte sind kernba-
dert und andere angeregt werden, ihre berechnet wird, wann die Heizung hoch- siertes maschinelles Lernen, Klassifika-
Ideen am Markt zu verwerten“, erklärt oder runtergeregelt wird. Das System soll tionsverfahren und statistische Genetik
HI-Geschäftsführer Volker Hofmann, der künftig sogar aus Bewegungsmustern – ein breites Spektrum. Im Grunde geht Volker Hofmann vor der Bildergalerie der
Wissens- und Technologietransfergesell- selbst lernen und vorhersagen können, es dabei immer darum, aus immensen Start-up-Gründer, denen die Humboldt-Innovation
GmbH auf die Sprünge half



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