Page 14 - Adlershof Journal März/April 2017
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FORSCHUNG                                                                   Mit dem Ultrahochvakuum „Backbone“ im
                                                                                       EMIL-Labor können vollautomatisch Proben
                                                                                       zwischen den einzelnen Analyse- und
                                                                                       Synthesekammern transferiert werden. Den
                                                                                       Transfer steuert Marcus Bär mit dem Tablet.
                                                                                                                               Warum Forscher


                                                                                                                               Solarzellen röntgen






                                                                                                                               Im Labor „EMIL“ der Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie GmbH erkunden
                                                                                                                               Forscher Bauteile für die Energiewende. Eine Gruppe lässt Röntgenstrahlung auf Material-
                                                                                                                               grenzflächen los, um Strukturen besser zu verstehen und Hinweise für Verbesserungen zu geben.



                                                                                                                                   urch  ein  Fenster  des  Besprechungsraums  blicken  wir  auf   die  Bedingungen  am  HZB  für  seine  Art  Forschung  nicht  so
                                                                                                                               Dmetallene  Rohre  und  glänzende  Gebilde  in  der  Form  von    einzigartig  gut,  wäre  er  immer  noch  drüben  –  oder  schon
                                                                                                                               Zylindern  und  Halbkugeln. Wir  sind  in  einem  Hightech-Labor:   wieder weg, meint Bär. EMIL hat quasi ein Dauerabonnement
                                                                                                                               Aus  dem  Elektronenspeicherring  BESSY  II  des  Helmholtz-Zen-  für  hochbrilliante  Röntgenstrahlung  von  BESSY  II  und  ist
                                                                                                                               trums  Berlin  für  Materialien  und  Energie  (HZB)  in  Adlershof   darüber hinaus bei den Instrumenten optimal aufgestellt. „Das
                                                                                                                               wird durch vier Rohre Strahlung in das Labor geleitet. Ihr Spek-  gilt auch für die Synthese von Materialien“, so Bär.
                                                                                                                               trum reicht vom weichen bis in den harten Röntgenbereich. Die
                                                                                                                               HZB-Mitarbeiter des 2016 eröffneten „Energy Materials In-Situ   Angestoßen werden Forschungsprojekte nicht von Bärs Gruppe
                                                                                                                               Laboratory Berlin“ (EMIL) untersuchen mit dieser Röntgenstrah-  allein,  sondern  zusammen  mit  Partnern,  die  Fragen  zu  Mate-
                                                                                                                               lung die chemische und elektronische Struktur von Materialien,   rialien  haben.  Das  sind  bei  den  Solarzellen  neben  den  HZB-
                                                                                                                               die für die Energiewende wichtig sind, zum Beispiel solche für   Kollegen  zum  Beispiel  das  Zentrum  für  Sonnenenergie-  und
                                                                                                                               Solarzellen.                                          Wasserstoff-Forschung  in  Stuttgart  oder  die  Eidgenössische
                                                                                                                                                                                     Materialprüfungs-  und  Forschungsanstalt  in  der  Schweiz.
                                                                                                                               Professor Marcus Bär ist ein sportlicher Forscher, der häufig mit   Auch vielversprechende Solarzellen, die auf Perowskiten basie-
                                                                                                                               dem  Fahrrad  zur  Arbeit  fährt.  Er  leitet  die  Nachwuchsgruppe   ren,  werden  am  EMIL  durchleuchtet. „Dabei  arbeiten  wir  mit
                                                                                                                               „Grenzflächendesign“.  Solarzellen  bestehen  wie  die  meisten    Forschern  der  Oxford  University  zusammen,  die  sind  bei  den
                                                                                                                               modernen  elektronischen  Bauelemente  aus  vielen,  extrem    Perowskiten führend“, sagt Bär.
                                                                                                                               dünnen Materialschichten, erklärt er. „Sie erfüllen verschiedene
                                                                                                                               Funktionen  und  haben  daher  verschiedene  chemische  und    Derzeit  tüfteln  in  seinem  Team  sechs  Doktoranden  und  vier
                                                                                                                               elektronische Eigenschaften.“ Besonders heikel sind die Grenz-  Postdoktoranden. Mit ihrer Hilfe sollen die Grenzflächenunter-
                                                                                                                               flächen  der  Materialschichten:  Dort  können  unerwünschte    suchungen  bald  auf  weitere  Materialsysteme  ausgeweitet
                                                                                                                               Diffusionsprozesse und elektronische Barrieren auftreten.   werden.  Für  relevante  Messungen  müssen  dabei  manche  Pro-
                                                                                                                                                                                     zesse  unter  realen  Betriebsbedingungen  beobachtet  werden.
                                                                                                                               Um  die  Struktur  der  Materialien  und  Grenzflächen  zu  ermit-  „Operando spectroscopy“ lautet das Zauberwort.
                                                                                                                               teln, lässt Bärs Team weiche – ab Ende dieses Jahres auch harte
                                                                                                                               – Röntgenstrahlung darauf los. Herauskommen Photonen oder     Ein weiterer Ansatz dreht sich um Wasserstoff als Energieträger.
                                                                                                                               Elektronen,  die  detektiert  werden.  Diese  „röntgenspektros-   Für die Elektrolyse von Wasser werden effiziente Elektroden be-
                                                                                                                               kopische“ Untersuchung verrät dem Team, was in den Schicht-   nötigt. Bärs Gruppe soll im Rahmen eines Kopernikus-Projekts
                                                                                                                               stapeln wirklich los ist.                             des BMBF mithelfen, optimale Katalysatoren zu finden.

                                                                                                                               Bär  hat  Elektrotechnik  studiert.  Nach  der  Promotion  an  der   So schnell werden den Forschern am EMIL die Forschungsauf-
                                                                                                                               Technischen  Universität  Berlin  ging  er  2005  in  die  USA,  an   gaben zu Materialien für die Energiewende sicher nicht ausge-
                                                                                                                               die  University  of  Nevada,  Las  Vegas.  Schon  dort  hat  er  Solar-   hen. 2018 soll EMIL für Projekte externer Partner aus Forschung
                                                                                                                               zellen  mithilfe  von  Synchrotronstrahlung  untersucht.  Wären    und Industrie geöffnet werden.   st






                                                                                                                                                                                                                                  ANZEIGE

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        14    Adlershof Journal  |  März_April2017                                                                                                                                                          Adlershof Journal  | März_April 2017  15
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