Page 9 - Adlershof Journal Jan/Feb 2015
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TITELTHEMA
Licht und Kunst


Illuminierte Wassertanks, ein grüner Laserstrahl und andere Lichtinstallationen

Ein grüner Laserstrahl, illuminierte Gedanken-Gang-Objekte – wenn es um die leuchtenden Markenzeichen des Technologieparks Adlershof geht, ist Nils-R. Schultze, ein Berliner Lichtkünstler, fast immer involviert. Sein jüngstes Kunstobjekt auf dem Gelände ist die interaktive Lichtinstallation an den Wassertanks des Heizkraftwerks Adlershof.

Die Idee dahinter reifte eigentlich schon Jahre zuvor: „Es sollte einen Hingucker als Eingangstor für den Technologiepark geben, wenn man die Autobahnabfahrt Adlershof nimmt“, erinnert sich Schultze. Ein Turm, ein riesiger Ballon, sogar eine Rakete, die den Bezug zur Luft- und Raumfahrt symbolisieren sollte, wurden diskutiert, aber nach ersten Kostenschätzungen verworfen. Erst seit 2010 die fünf silbernen, 18 Meter hohen Wärmespeicher am Ernst-Ruska-Ufer wie ein Bollwerk in die Höhe ragen, scheinen diese auch als ein Wahrzeichen für die Wissenschaftsstadt prädestiniert.

Wissenschaft erlebbar machen mit Licht

Nur, wie diese gestalten? Anmalen, anstrahlen, verhüllen? Schultzes Konzept – sichtbar zu machen, was hier passiert – überzeugte schließlich den Betreiber BTB. Die Tanks, die insgesamt ein Fassungsvermögen von 2.000 Kubikmeter haben, speichern Wärme in Form von heißem Wasser. Jeder der Tanks wurde mit 13 LED-Lichtbändern umspannt. In den nächsten zehn Jahren ist an der Farbigkeit des Lichts ablesbar, wie hoch die Temperatur des gespeicherten Wassers ist. Durch die Temperaturschichtung des Wassers ergeben sich schöne Farbverläufe. Diese ändern sich immer wieder, sobald Wärme zugeführt oder abgerufen wird. Sensoren im Inneren der Tanks messen dabei die Temperatur, eine Software steuert den Farbverlauf.

Außer der Temperatur können aber auch ganz andere Werte für die Lichtinstallation herangezogen werden, sagt der Lichtdesigner. In das „Spektrum 010“ hat er etwa die Zolltechnische Prüfungs- und Lehranstalt in Markt Schwaben bei München verwandelt. Das Gebäude ändert in Abhängigkeit von Tages- und Jahreszeit sowie Schall und Temperatur seine Erscheinung.

In Berlin ist Nils-R. Schultze, der an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee studierte, unter anderem durch seine in der Winterzeit illuminierten Brunnen bekannt geworden. In Adlershof mischt er lichtkunsttechnisch seit mehr als zehn Jahren mit. Wissenschaft erlebbar macht er hier regelmäßig zur Langen Nacht der Wissenschaften. Einige erinnern sich vielleicht an den „Garten der Worte“ oder das Moverballett, eine Tanzeinlage der Solarmover.

Zum Straßenbild Adlershofs gehört auch der von ihm konzipierte grüne Laserstrahl, der bei Einbruch der Dunkelheit vom Dach des Innovations- und Gründerzentrums über die Rudower Chaussee bis zu einem Wohnhaus an der Dörpfeldstraße reicht. Der Strahl symbolisiert eine Brücke zwischen dem Hochtechnologiestandort und dem historischen Adlershofer Dorfkern. Als der Laser im letzten Jahr defekt war, gab es beim WISTA-MANAGEMENT viele Nachfragen, wann er wieder leuchtet.

Zur Suche nach dem richtigen Blickwinkel fordert der Künstler Interessierte schließlich beim Objekt „Kryptografisches Experiment“ an der Rudower Chaussee/Brook-Taylor-Straße heraus. Nur aus bestimmten Perspektiven lassen sich die in den Metalltafeln versteckten Botschaften entschlüsseln, verrät er.
In diesem Sommer werden in Aarhus, Dänemark, bei der Ausstellung Sculpture by the Sea drei seiner Objekte am Ostseestrand, fast schon im Wasser zu sehen sein.

An weiteren künstlerischen Ideen mangelt es ihm nicht: Sachen wie Straßenlaternen zu verknoten, eine 30 mal 30 km große Zahl mit Lichtern in die Wüste zu schreiben oder einen Fluss unter Wasser mit einem Laser zu beleuchten hat er sich ausgedacht. Mal sehen, was wir in Adlershof noch alles von ihm erwarten können.

Von Sylvia Nitschke

www.nachleuchten.com

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