Page 2 - Adlershof Journal März/April 2018
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Adlersho                                                                                                                                                                                                                ESSAY
        Adlershoff

        Journal          MÄRZ | APRIL 2018

                                                                                                                               Arbeit für alle




                                                                                                           14



                                                                                                                                Working Moms, arbeitende Mütter – gibt es denn Mütter, die nicht arbeiten? Die Zeugung
                                                                                                                                macht Arbeit, die Schwangerschaft, und erst die Geburt. Kaum ist das erledigt, schwant den
                                                                                                                                Müttern, noch im Kreißsaal, dass die eigentliche Arbeit doch erst jetzt beginnt.


                                                                                       4                    13

                                                                                                                               Am Anfang denkt man, wie viel Arbeit kann so ein Säugling   Dann kommt der Tag, da geht das Kind in die Kita und aus der
                                                                                                                               machen? Man staunt über Freundinnen, die einem erzählen, sie   Working  Mom  wird  eine  richtige  berufstätige  Mutter,  denn
        INHALT                                                AUS DER REDAKTION                                                seien in den ersten Wochen mit dem Baby nicht aus dem Schlaf-  nur bezahlte Arbeit ist ja echte Arbeit, alles andere zählt nicht,
                                                                                                                               anzug und schon gar nicht zum Duschen gekommen. Ein Baby   das muss bloß erledigt werden. Neu ist jetzt, dass die Mütter
                                                                                                                               schläft doch die meiste Zeit. Es liegt rücklings in seinem Stuben-  nicht mehr bis in den Abend im Büro bleiben, sondern um vier
          3   ESSAY                                           Keine Scheu                                                      wagen und kann sich nicht auf den Bauch drehen,             gehen müssen, das Kind abholen. Selbstredend gibt es
           	 Arbeit	für	alle:	Warum Vollzeit-Working-Moms anders Vollzeit                                                      eigentlich  kann  es  gar  nichts                                         auch  die  Dads,  aber  die  sind  fast  im-
             arbeiten als Vollzeit-Working-Dads
                                                              Die  erste „Emma“-Ausgabe  vom  Adlershof  Journal  ist  da.  Ein   außer  schreien,  trinken  und                                          mer  Vollzeit-Working-Dads.  Moms
                                                              ganzes  Heft  über  Frauen:  über  erfolgreiche  Unternehme-     „Kacka”.  Dennoch  ist  man                                                   sind auch Vollzeit-Working-Moms,
          4   IM GESPRÄCH MIT                                                                                                  in  Gedanken  ununterbro-                                                        aber  anders  Vollzeit.  Sie  be-
           	 Mara	Oßwald: Begeisterte Physikerin, Schwarzgürtel-Kampf-   rinnen  und  selbstbewusste  Forscherinnen,  über  Frauen,  die
             sportlerin, engagierte Verfechterin von Chancengleichheit  Karriere und Familie unter einen Hut bekommen, über Mento-  chen beim Kind. Es könnte                                                    kommen das Kunststück hin,
                                                              rinnen und Mentees und natürlich über Frauennetzwerke. Liebe     aufhören  zu  atmen.  Also                                                        120  Prozent  ihrer  Arbeit  in
          5   MENSCHEN                                        Männer,  bitte  jetzt  nicht  die  Lektüre  abbrechen,  denn  das    geht man immer wieder                                                         80 Prozent der Zeit zu erle-
             Die	Gebäudefachfrau:	Jennifer Grabsch betreut Immobilien    geht  auch  Sie  etwas  an.  Geschlechtergleichstellung  ist  ein    ans Bettchen und horcht.                                             digen,  fahren  dann  in  die
             in Adlershof                                     gesellschaftliches Thema, keine Frauensache. Deshalb ist dieses   Es könnte kalte Händchen                                                            Kita  oder  in  die  Schule,
                                                              Journal nicht nur ein Heft für Frauen, sondern für alle.         bekommen.  Tut  es  auch,                                                             was     völlig   gleich   ist,
          6   TITELTHEMA                                                                                                       weil  es  die  Hände  nicht                                                           wohin man fährt, denn
        	  	 Netzwerken	Frauen	anders?	Über Rollenvorbilder und die    Fakt  ist,  trotz  Einführung  von  Frauenquote  und  zahlreichen     ordentlich unter die Bett-                                               immer  verlässt  man
             Anleitung zum Selbstmarketing
                                                              Frauenförderprogrammen  sind  Frauen  in  Deutschland  sowohl    decke steckt, sondern links                                                              das  Büro  mit  dem
                                                              in  der  Gründer-  und  Hightechszene  als  auch  in Wissenschaft   und rechts neben den Kopf                                                              schlechten   Gefühl,
          8  Ladies	first!	Erfolgreiche Hightechunternehmerinnen
             im Chefsessel                                    und  Forschung  in  den  Positionen  als  Geschäftsführerin,  Vor-  legt. Es zuckt im Schlaf und                                                           mittendrin  gehen
                                                              standsvorsitzende, Aufsichtsrätin, Institutsdirektorin oder Deka-   wacht davon auf, also strei-                                                           zu  müssen.  Es  ist
          11  CAMPUS                                          nin  noch  immer  stark  unterrepräsentiert.  Das  ist  auch  in  der   chelt man es sachte. Dann                                                        auch  deshalb  egal,
             Forschung	für	den	Ballungsraum:	Adlershofer Geographin    Wissenschaftsstadt Adlershof so, wie unsere Statistik auf Seite   wächst es und krabbelt, ir-                                                  um  16  Uhr  trifft  man
             nimmt die Folgen der Gentrifizierung unter die Lupe  10 dieser Ausgabe belegt. Doch es geht auch anders. Das zeigen   gendwann läuft es. Über-                                                          allerorts    die   anderen
 :
                                                              die  14  weiblichen  Rollenvorbilder  aus  Adlershof  und  aus  dem     allhin. Wenn es nicht läuft,                                                 Working  Moms.  Und  die
          12  UNTERNEHMEN                                     Charlottenburger Innovationszentrum CHIC in diesem Heft. Es      fällt es hin, weil es über die                                                    Kinder?  Ach  ja.  Die  erkennt
             Mehr	Sicherheit:	Der Markt für Prüfinstitute boomt dank
             strenger Verbraucherschutzgesetze, neuer Analysemethoden    ist  sozusagen  eine  Mutmacherinnenausgabe,  um  Frauen  und   Teppichkante  stolpert,  über  die                                     man daran, dass sie nicht ab-
             und sensibler werdender Kunden – die Wachstumsgeschichte    Mädchen zu bestärken, selbst eine Karriere in der Wissenschaft   Türschwelle,  über  die  Schuhe  im  Flur,                         geholt  werden  wollen,  plötzlich
             des ifp Institut für Produktqualität             oder Wirtschaft anzustreben. Noch sind viele Hürden und Vor-     über seine eigene Krabbeldecke. Stolpert es nicht, stößt es sich   lieber mit einem Freund  nach  Hause  oder  lieber  nach  Hause
                                                              urteile  bei  der  Gleichstellung  von  Frauen  und  Männern  abzu-  an der Tischkante, an der Bank, am Türrahmen, am Waschbecken,   statt  zum  Musikunterricht  gehen  wollen.  Dann  nimmt  man
          13  GRÜNDER                                         bauen,  Kinderbetreuungsangebote  auszubauen  und  zu  ver-      am Sofa, an allem, was in der Welt steht. Und die Mütter trös-  seine ganze Kraft zusammen, blickt auf die Uhr und sagt sich
             Cooler	geht’s	nicht:	Start-up entwickelt netzunabhängigen    bessern,  und  es  bedarf  einer  gerechten  gemeinsamen  Auf-   ten und küssen und reiben und pusten und kühlen. Manchmal   tröstend, dass es nur noch fünf Stunden dauert, bis das Kind
             Kühlschrank
                                                              gabenteilung  innerhalb  der  Familien.  Aber  daran,  dass  Frau-  kleben sie Pflaster mit kleinen Bären auf Schürfwunden. Sie ver-  im Bett ist. Danach bleibt ja immer noch Zeit, die Wäsche zu
          14  FORSCHUNG                                       en  sich  auch  in  männerdominierten  Berufen  und  Bereichen    suchen – das Kind auf den Knien oder schlafend über der Schul-  falten oder einen Bericht zu lesen, zu dem man tagsüber nicht
             Karrierekick:	Mentoringprogramme, die Frauen auf die    fabelhaft  behaupten  können,  lassen  die  Porträtierten  keinen   ter – zu telefonieren, einen Termin zu vereinbaren, eine E-Mail   gekommen ist. Bestimmt gibt es Mütter, denen das alles nichts
             Sprünge helfen                                   Zweifel.                                                         zu schreiben, gar an einer Telefonkonferenz teilzunehmen. Das   ausmacht. Und es gibt die, die Pläne schmieden, wie aus den
                                                                                                                               geht schon irgendwie, ist nur umständlich, langsam und man   Vollzeit-Working-Dads  einfach  Dads  werden.  Und  dass  wahr
          16  MEDIEN                                                                                                           bekommt nur die Hälfte mit. Von dem, was die Kollegen am Te-  wird, wovon man naiverweise ausgegangen war, als das Baby
        	  	 Ein	dicker,	steiniger	Fluss:	Die Künstlerin Lisa Premke macht                                                     lefon sagen, und dem, was das Kind, das vom Schoß gerutscht   noch im Bauch war: Davon, dass sich Mom und Dad die Arbeit
             Räume hörbar                                                                                                      und in die Küche gekrabbelt ist, tut beziehungsweise isst. Den   gerecht aufteilen. Alle Arbeit.
                                                              Ihre
                                                                                                                               Spülschwamm nämlich.
          18   KURZNACHRICHTEN                                Sylvia Nitschke
                                                              Leiterin Adlershof Print
                                                                                                                                                                                     Dilek Güngör ist Journalistin und Autorin.
                                                                                                                                                                                     Sie arbeitet und lebt in Berlin.
        Ausführliche Texte und Adlershofer Termine finden Sie unter:
           www.adlershof.de/journal
                                                                                                                                                                                                            Adlershof Journal  |  März_April 2018  3
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