Page 7 - Adlershof Journal März/April 2018
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TITELTHEMA
Da ist es wieder. Das ungeliebte Klischee! Auch hier in Adlershof. Zu wenig Frauen in
den naturwissenschaftlichen Studiengängen, kaum weibliche Professuren an den Instituten
der Universität und schon fast gar keine Frauen in den Chefetagen der Unternehmen am
Standort. Doch woran liegt das? Netzwerken Frauen anders? Und: Wo in Adlershof können
sich Frauen erfolgreich engagieren?
Netzwerken Frauen anders?
Petra Metz, Márta Gutsche und Katrin Rautter
Katrin Rautter, Netzwerkkoordinatorin von (v. l .n. r.) wollen Frauen vernetzen
LaNA weiß: „Männer fokussieren sich beim
Netzwerken voll auf den Job, Frauen neigen
eher dazu, Berufliches und Privates zu ver-
mischen. Das hat viel mit der Kinderbetreuung
zu tun. Dabei verzetteln sich dann manche
und verlieren das Wesentliche eines Gesprä- Das ist ein ehrgeiziges Ziel, sind es doch derzeit in der Informa-
ches aus dem Blick. Und vielen ist die Kraft von tik und Chemie nur elf Prozent, in der Physik gar nur zehn Pro-
gut funktionierenden Netzwerken auch nicht zent. Metz vermittelt Kontakte zwischen Uni, Unternehmen
bewusst.“ und Forschungseinrichtungen. Sie organisiert Workshops, ein
Mentoring-Programm und Netzwerkveranstaltungen. Post-
Netzwerken ist fürs berufliche Fortkommen docs stellen unter anderem ihre neue Arbeitsstätte vor und
extrem wichtig, denn um erst einmal in die berichten über den studentischen/beruflichen Weg dorthin.
engere Auswahl zu kommen, sind Bewerberin-
nen mit den besseren Kontakten klar im Vorteil. Metz: „Als Mentoren nehmen wir natürlich auch Männer, denn
man muss ja ihre Spielregeln kennen.“
Um Schülerinnen, Studentinnen, um Frauen
generell im Wissenschaftspark Adlershof zu WiNS schließt an das Projekt FiNCA an. FiNCA bedeutet eine
unterstützen, sind bereits einige professionelle frühzeitige Förderung von Mädchen und jungen Frauen.
Frauennetzwerke entstanden. Zum Beispiel das Dabei begeistern Sommerkurse Schülerinnen für ein Studium
Ladies Network Adlershof (LaNA). Auf dessen der Naturwissenschaften und Studentinnen werden während
Veranstaltungen berichten erfolgreiche Frau- ihres Studiums begleitet. „Unser Projekt am Standort Adlers-
en aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft hof ist ein neuer Ansatz, auch zur Familienförderung, weil
über ihr Vorwärtskommen, was und wer ihnen dieses Frauen jeder sozialen Lage oder jeden Alters genera-
geholfen hat und welche Stolperfallen besser tionsübergreifend einbezieht. Es geht um die Zukunft der
vermieden werden sollten. „Wir haben ein Naturwissenschaftlerinnen“, sagt Márta Gutsche, Initiatorin
jährlich stattfindendes Frauentagsfrühstück und langjährige Programmleiterin von FiNCA.
am 8. März eingerichtet, beraten junge Frauen
während der Langen Nacht der Wissenschaf- Mit WiNS sollen dann Naturwissenschaftlerinnen ermuntert
ten, laden zur Ladies Tea Time ein und bieten werden, sich Führungspositionen zuzutrauen. Viele Nach-
Seminare und Buchvorstellungen zu Frauen- wuchswissenschaftlerinnen fühlen sich gut betreut, ihnen
karrieren“, so Rautter. In speziellen Workshops fehlt aber ein fachübergreifender Austausch. Metz: „Netz-
trainieren Frauen bei Frauen ihre Softskills wie werkveranstaltungen gehören daher zu unseren Basis-
etwa das Selbstmarketing. Das ist häufig nötig: modulen. Genau wie Workshops und Coachings zu Soft
„Wenn Männer in einer Stellenanzeige lesen, Skills wie Zeitmanagement, Vortrags- und Stimmtraining, zu
dass 70 Prozent der Anforderungen auf sie Führungskompetenzen, Persönlichkeitsentwicklung und Ver-
zutreffen, sagen sie – ich bin genau der Rich- Nur 19 Prozent der Führungspositionen in Adlershof sind von Eine Stufe früher setzt das Netzwerk WiNS Adlershof, „Woman einbarkeit von Familie und Beruf.“ Viele Stellen seien jedoch
tige. Eine Frau würde oft an gleicher Stelle Frauen besetzt. „Hier muss sich noch einiges ändern“, so Rautter. in Natural Sciences“, an. Seit letztem Sommer wird hier Dok- viel zu kurz befristet. Man bräuchte gerade in der naturwissen-
sagen: Oh da brauche ich wohl noch eine Das „vernetzte Miteinander am Standort“ sei wichtig. Vorbilder torandinnen der Naturwissenschaften das Netzwerken näher- schaftlichen Forschung längerfristige Perspektiven. Da nicht
Weiterbildung“, sagt Katrin Rautter. müssten gefunden, der Druck von den Frauen genommen und gebracht. Leiterin von WiNS an der Humboldt-Universität zu jede Wissenschaftlerin Professorin werden kann, zeigt WINS
ihnen Mut gemacht werden. Frauen können voneinander profitie- Berlin ist Petra Metz. Sie sagt: „Unser Ziel ist es, Frauen sicht- auch alternative Wege in der freien Wirtschaft.
Dabei steht das Wort „Karriere“ gar nicht so ren. Deshalb haben Rautter und ihr Team jetzt auch einen Mittags- bar zu machen, in karriererelevanten Fragen zu unterstützen,
sehr im Vordergrund. Wichtig ist, dass „frau“ stammtisch eingerichtet. Jeden ersten Donnerstag im Monat um sie zu vernetzen. Auf diese Weise wollen wir den Anteil der Metz abschließend: „Unsere Intention ist es, eine Vielfalt von
selbstbestimmt das tut, was ihrer Leidenschaft 12 Uhr treffen sich Gleichstellungs- und Frauenbeauftragte im Café Frauen in der Professorenschaft und auf Leitungsebene auf Persönlichkeiten herauszubilden.“ kr
entspricht und worin sie gut ist. Kamee. Wer Lust hat, kommt einfach dazu und baut Kontakte auf. 30 Prozent erhöhen.“
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