Page 5 - Adlershof Journal November/Dezember 2018
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MENSCHEN
Der Internetrevolutionär
Borsu Asisi baut an einem neuen Fundament der digitalen Kommunikation
Irgendwann kommt die Zeit zum Abdanken. Für jede Technolo-
gie. Die Dampfmaschine wurde durch den Verbrennungsmotor
abgelöst. Das Luftschiff durch das Flugzeug. Der Propeller durch
den Düsenantrieb. Für Borsu Asisi ist das die Quintessenz aus
den letzten 200 Jahren Technikgeschichte, aus der sich eine Frage
zwingend ergebe: „Wie ist das mit dem Internet? Wann ist hier das
Potenzial ausgeschöpft? Meine Antwort ist: Jetzt. Heute. Gestern
eigentlich schon.“
Im vierten Geschoss des Innovations- und Gründerzentrums (IGZ),
wo er mit seiner Firma Asibo im Februar drei Räume bezogen hat,
arbeitet Asisi an einer Vision des Künftigen. Er will, wie er sagt,
„das Internet ersetzen.“ Durch ein System, in dem sich der Nutzer
gefahrlos bewegen kann. Ohne Sorge vor Hackerangriffen, ohne
Angst vor Ausspähung der eigenen Privatsphäre, ohne das Gefühl,
von der Datenflut überwältigt zu werden. Ein zu hundert Prozent
sicheres und nutzerfreundliches Netz. Aber: Geht das überhaupt?
Mit einer solchen Frage kann der vor 67 Jahren in Teheran gebo-
rene und in der DDR aufgewachsene Asisi nicht viel anfangen. Dass
es irgendetwas in der Welt der Technik geben soll, was sich unter
keinen Umständen machen lässt: „Ist das ein Naturgesetz?“ Dass
sich nichts im Universum schneller bewegen kann als mit Licht-
geschwindigkeit, das allenfalls ist Asisi bereit, als unabänderlich
zu „akzeptieren“. Mehr aber nicht.
Seine Kritik an der Realität des Internets ist unnachsichtig. War
die Sache nicht einmal dazu gedacht, ein dezentral organisiertes
System der Informationsvernetzung zu schaffen? Was ist daraus
geworden? „Noch nie in der Weltgeschichte gab es so mächtige
Monopole wie im Internet. Noch nie eine so totale Überwachung.“
Abhilfe, davon ist Asisi überzeugt, lässt sich nicht durch die eine
oder andere Verbesserung an der einen oder anderen Stelle
schaffen: „Ich möchte das gesamte Fundament auswechseln.“
Borsu Asisi im Technologiepark Adlershof
Die Idee lebt seit zwei Jahrzehnten in seinem Kopf. Von den Inter-
netgiganten, denen das Netz, wie es heute sei, viel zu satte Profi-
te beschere, sei Hilfe nicht zu erwarten. In einem früheren Leben
hatte Asisi als Lieferant von Ausrüstungsgütern für Industriean- Ein Jahrzehnt lang habe er „rund um die Uhr“ daran gearbeitet,
lagen in die Sowjetunion und den Nahen Osten ein Vermögen er- sich derweil vor zwei Jahren zur Rückkehr nach Deutschland ent-
worben. Ein „datenintensives Geschäft“, wie er sagt. Das Problem schlossen: „Jetzt bin ich praktisch fertig.“ Anfang 2019 will er mit
des perfekten Informationsmanagements trieb ihn schon damals seiner Entwicklung an die Öffentlichkeit gehen. Dass sich auch
um. Nach zwanzig Jahren begann er in den USA ein neues Leben, diesmal die überlegene Technik durchsetzt, darum ist ihm nicht
um an seinem Projekt zu arbeiten, einem „Automatischen System bang: „Wenn Sie noch fünf Jahre leben, werden Sie das benutzen.“
für Informationsbearbeitung und -organisation“ – kurz: „Asibo“. wid
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