Page 7 - Adlershof Journal November/Dezember 2018
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Ich war auf der Suche
                                                                                       nach neuen wissen-
                                                                                       schaftlich-technischen
                                                                                       Herausforderungen
















                                                                                     Thomas Straubinger fühlt
                                                                                     sich wohl in seiner neuen
                                                                                     Wirkungsstätte, dem IKZ





                                                              Belohnt  wurde  Straubinger  für  seinen  ungewöhnlichen  Schritt
                                                              mit,  wie  er  sagt,  „interessanteren  und  vielfältigeren  Aufgaben
                                                              an gesellschaftlich wertvollen Themen, wie etwa der Wasserdes-
                                                              infektion“.  Und  mit  mehr  Zeit,  kreativ  zu  sein.  Demgegenüber
                                                              stehen  zwar  weniger  Gehalt  und  weniger  finanzielle  Möglich-
                                                              keiten zur Umsetzung  technischer Projekte, doch seinen Schritt
                                                              hat Straubinger nicht bereut.

                                                              Das geht auch Jürgen Sebastian so. Nur mit dem Unterschied,
                                                              dass er vom Wissenschaftler zum Unternehmer wurde. Genauer
                                                              gesagt  zum  Geschäftsführer  und  Standortleiter  der  JENOPTIK
                                                              Diode  Lab  GmbH,  die  Hochleistungsdiodenlaser  entwickelt,
                                                              fertigt und vertreibt. Das Tochterunternehmen der JENOPTIK AG
                                                              ist  eine  Ausgründung  des  Ferdinand-Braun-Instituts,  Leibniz-
                   Fertig prozessierter Wafer, aus dem im nächsten   Institut  für  Höchstfrequenztechnik  (FBH),  wo  Sebastian  16
                 Schritt Halbleiterbarren vereinzelt werden, welche    Jahre  als  Forscher  und  zuletzt  als  Technologieverantwort-
                    an Jenoptik-Kunden geliefert oder von Jenoptik
                 selbst zu Laserlösungen weiterverarbeitet werden.  licher für Halbleiterlaser wirkte. Am FBH hatte er einen unbe-
                                                              fristeten  Vertrag. „Das  ist  wie  ein  Sechser  im  Lotto,  praktisch
                                                              eine  Anstellung  auf  Lebenszeit“,  erinnert  er  sich.  Und  auch
                                                              daran: „Die Arbeit am Institut, das in diesem Bereich zur Welt-
                                                              spitze  zählt,  war  fantastisch.“  Doch  das  Angebot,  für  Jenoptik
                                                              als Geschäftsführer eine Firma aufzubauen, war dann doch zu
                                                              verlockend. „Außerdem reizte es mich als Wissenschaftler natür-
        „Ich  war  auf  der  Suche  nach  neuen  wissenschaftlich-techni-  lich, die Forschung in industrietaugliche Produkte umzusetzen“,
        schen Herausforderungen“, erzählt der Physiker. „Die Aufgaben   erklärt Sebastian. Dennoch war der Wechsel im Jahr  2002 „ein
        in der Firma SiCrystal haben sich in den letzten Jahren immer   großer Schritt“ für ihn. Was die Sache leichter machte, war die
        mehr von der Entwicklung neuer Prozesse hin zur Effizienz- und   große Unterstützung des Jenoptik-Konzerns und des FBH-Direk-
        Kostenoptimierung  verschoben.  Dies  entsprach  nicht  meinen   tors Prof. Günther Tränkle: „Seine Tür stand und steht jederzeit
        persönlichen Stärken und Neigungen.“ Ein guter Zeitpunkt für   offen“, lobt Sebastian. Seither ist die JENOPTIK Diode Lab GmbH
        einen Schnitt. Als hilfreich erwies sich bei der Entscheidungs-   von fünf auf über 70 Mitarbeiter gewachsen. „Und auch ich bin
        findung  ein  Gespräch  mit  dem  neuen  Direktor  des  IKZ:    mit  der  Aufgabe  gewachsen“,  berichtet  der  Chef.  „Man  wird
        „Er  hat  mich  von  seinen  Ideen  überzeugt.“  Nicht  zuletzt  lieb-   mit der Zeit ruhiger und lernt, gut mit Stress umzugehen.“ Per-
        äugelten  Straubinger  und  seine  Frau  schon  länger  mit  dem    sönlich stellte die Entscheidung vor 16 Jahren jedenfalls keinen
        Gedanken, in die Hauptstadt zu ziehen.                „Riesenumbruch“ dar, versichert Sebastian. Er ist sich in seiner
                                                              grundsympathischen Bodenständigkeit treu geblieben.    cl





                                                                                      Adlershof Journal  | Nov_Dez  2018  7
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