Page 4 - Adlershof Journal Juli/August 2014
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EINBLICKE

Der komische Kunstschatz

Wissenschaft mit spitzer Feder gezeichnet

Gehören Humor und Wissenschaft zusammen? Der frühere Adlershofer Chemiker und Cartoonlobbyist Andreas Nicolai war selbst ein wenig überrascht, wie viele mit spitzer Feder gezeichnete Antworten darauf er in seinem Museum für Komische Kunst in Brandenburg gefunden hat. Eine kleine, aber feine Auswahl davon, die den Bogen von der DDR-Zeit bis zu den aktuellen Fragen des Klimawandels schlägt, bereichert die Sommerausgabe unseres Adlershof Journals.

Museum für Humor und Satire

Andreas Nicolai lacht gern und herzlich. Mit Humor verdient er heute auch sein Geld. Er ist Ausstellungsmacher in Sachen Cartoon und Direktor des Museums für Humor und Satire. Das beherbergt bereits das künstlerische Erbe der bekanntesten ostdeutschen Karikaturisten der Region Berlin-Brandenburg – hauptsächlich aus dem Umfeld der Satirezeitschrift „Eulenspiegel“. Dazu zählen etwa Heinz Behling, Manfred Bofinger, Heinz Jankofsky und Harri Parschau. „Wir haben inzwischen 30.000 Originalzeichnungen und eine Bibliothek von 6.000 Bänden zum Thema Humor und Satire zusammengetragen“, berichtet Nicolai stolz.

Kleine Galerie in der Akademie der Wissenschaften

Der 55-jährige Nicolai hat vor fünf Jahren den Verein „Cartoonlobby“ gegründet. Dessen Bestände füllen jetzt das humorige Museum im brandenburgischen Luckau. Das ist 70 Kilometer von Adlershof entfernt, wo die künstlerische Karriere von Andreas Nicolai Mitte der 1980er-Jahre begann. Nicolai arbeitete damals als Chemiker an der Akademie der Wissenschaften. „Wir haben zum Beispiel an einem DDR-Kaffee-HAG-Verfahren geforscht“, erinnert er sich. Spaß hatte er dabei weniger. Für die Chemie habe er nie gebrannt und bereits vorhandene Dinge neu zu erfinden, fand er auch nicht befriedigend. Stattdessen begann er zu karikieren. „Am Zentralinstitut Physikalische Chemie richteten wir dann sogar eine Kleine Galerie ein. Die war sehr beliebt“, erzählt Nicolai.

Deshalb ist auch nach der Wende endgültig Schluss mit dem wissenschaftlichen Broterwerb. Nicolai macht noch mal ein Studium, um von der Pike auf zu lernen, wie man mit ein paar Strichen die Menschen zum Lachen oder zum Nachdenken bringt. Anschließend arbeitet er viele Jahre in der „Cartoonfabrik“ und organisiert internationale Ausstelllungen. Heute fehle ihm die Zeit zum Zeichnen und auch ein wenig die Übung, sagt er. Mit seiner Lobbyarbeit will er aber für die heute wie damals werben. Das Cartoonmuseum befindet sich im Kreisarchiv Luckau und ist immer dienstags, donnerstags und an den Wochenenden von 13 bis 17 Uhr geöffnet.

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