Page 7 - Adlershof Journal Juli/August 2014
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Paul Crump, PhD, Abteilung Optoelektronik, Ferdinand-Braun-Institut (FBH) Leibniz-Institut für Höchstfrequenztechnik, geboren in Chatham (südlich von London)

Drei Wissenschaftler besprechen sich im Labor. Ein Amerikaner, ein Deutscher und ein Engländer. Sagt der Amerikaner: „Unsere Ergebnisse sind spitze, vielleicht lässt sich daraus etwas Tolles machen. Ich würde sagen, das Glas ist halb voll!“ Der Deutsche: „Hm, ich weiß nicht. Es ist irgendwie nicht so gut gelaufen. Ich würde sagen, das Glas ist halb leer.“ Darauf der Brite: „Gläser gibt es, um daraus Bier zu trinken – warum stehen wir hier noch im Labor?!“

Dieser Witz hat etwas Wahres, wenn man nach den Unterschieden im Humor von Wissenschaftlern fragt. Ich selber komme aus England, habe lange in den USA gearbeitet und bin jetzt seit sieben Jahren am FBH. Es stimmt schon: Bei der Arbeit sind Amerikaner und Deutsche ernster als Briten und Deutsche pessimistischer als Amerikaner und weniger locker als Briten. Und was ihren Humor anbelangt, sind Engländer in Sachen Sarkasmus absolute Weltspitze. Aber: In allen drei Kulturen wird herzlich über blöde Scherze, Kollegen oder Comics wie Dilbert gelacht. Was auch für alle gilt, ist, dass Wissenschaftler alle Enthusiasten sind – was den Humor etwas bremsen kann. Dabei ist er in der Forschung und überhaupt in der ganzen Arbeitswelt wichtig, damit es nicht zu ernst wird oder der Spaß auf der Strecke bleibt.

Außerdem ist Witz ein guter Trick, um komplexe Sachverhalte möglichst verständlich zu vermitteln. In dieser Hinsicht perfekt ist übrigens der Adlershofer Science Slam.

 

Dr. Kevin Sparks, Director Advanced Technology Corning Optical Communications Hickory Manufacturing and Technology Center, Hickory, NC, U.S.A.

Als ich neulich bei Corning in Adlershof war, stieß ich auf eine ausgelassene Gruppe junger Ingenieure, die offensichtlich großen Spaß hatte. Als sie mich sahen, sagte einer: „Oh, da kommt Kevin, sollten wir uns da nicht besser benehmen?” Darauf ein anderer: „Ach Quatsch, Kevin hat doch Humor!”

Dass Deutsche keinen Humor haben, kann man wirklich nicht sagen. Allerdings ist die deutsche und amerikanische Kultur ein wenig verschieden: In Amerika tendieren wir dazu, Autoritätspersonen skeptisch zu beäugen. Das ist wohl Teil unserer überlieferten Befreiungsgeschichte von englischer (Vor)Herrschaft. Unabhängigkeit ist für Amerikaner ein hohes Gut – und das zeigt sich auch in unserem Humor. Für andere mag der etwas respektlos rüberkommen.

Deutscher Humor ist das Gegenteil davon – eher trocken, subtil, harmloser. Kürzlich fragte mich zum Beispiel ein Beamter am Security Check des Flughafens, ob ich überhaupt Deutsch spreche? Ich verneinte. Seine Antwort: „Tja, tut mir leid, dann kommen Sie nicht nach Deutschland rein. Eintritt nur für Muttersprachler!“ Ich wusste, dass er scherzte und, fand das lustig. Mein Konter: „Okay, dann lerne ich Deutsch und komme in zwei Jahren wieder.“

Sehr viel trockener geht es mitunter in der Wissenschaft zu: Für viele Forscher und Ingenieure ist sie eine ernste Sache, was andere Leute etwas irritiert. Zwischen deutschen und amerikanischen Wissenschaftlern sehe ich in dieser Hinsicht keine Unterschiede. Uns verbindet die Wissenschaftsgeschichte – auf meinem Feld etwa stammen wesentliche Beiträge von Deutschen wie Einstein, Heisenberg und Hertz. Gleichzeitig bemerke ich, wie sich bei der jüngeren Generation ein Wandel vollzieht, hin zu mehr Humor und Leichtigkeit bei der Arbeit – und zwar auf beiden Seiten des Atlantiks. Das finde ich sehr gut, auch wenn die ältere Generation damit möglicherweise Probleme hat.

Was die meisten Leute wenig nachvollziehen können ist, wie Wissenschaftler arbeiten und dass wir technische Herausforderungen lieben. Deshalb machen wir selbst Witze über uns, die sich darum drehen, wie wenig uns andere verstehen. Ich finde es gut, wenn Fernsehsendungen wie „The Big Bang Theory“ spaßig vermitteln, wie sonderbar und kauzig Forscher sein können. Aber das zeigt den Menschen auch, wie viel Spaß wissenschaftliches Arbeiten bereitet. Ein Meister darin ist der US-amerikanische Kosmologe Neil deGrasse Tyson, der auf leichte und witzige Art einem breiten Publikum Astrophysik erklärt.

Mein Lieblingswitz? Der geht so: Ein Wissenschaftler versucht seinem Geschäftsfreund zu erklären, dass seine Idee für ein neues Produkt nie funktionieren kann, wenn sie die Gesetze der Physik bricht. Da sagt der Businessmann: „Aber Regeln wurden doch gemacht, um gebrochen zu werden!”

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