Page 8 - Adlershof Journal März/April 2018
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TITELTHEMA







                    Ladies first !                                                                                                                                                            Aktuell mache ich die Erfahrung,


                                                                                                                                                                                              dass sich auf unsere offenen
                                                                                                                                                                                              Stellen zum System Developer und
                                                                                                                                                                                              Softwareentwickler bislang nur
                                                                                                                                                                                              männliche Kandidaten beworben
                                                                                                                                                                                              haben, was ich bedaure.








        Frauen in führenden Positionen sind in
        Wirtschaft und Wissenschaft nach wie vor                                                                                                                                     und mich weiterzuentwickeln, war deshalb der für mich logische
        Mangelware. Auch in Adlershof. Doch es                                                                                                                                       Schritt Veränderung – und ich habe mich für die Selbstständig-
                                                                                                                                                                                     keit  entschieden.“  Das  auch,  weil  es  ihr  Spaß  macht,  selbst
        gibt Ausnahmen, wie einige Beispiele                                                                                                                                         etwas  zu  bewegen. „Ich  bin  sehr  neugierig  und  habe  wenig

        zeigen – und zur Nachahmung animieren.                                                                                                                                       Scheu  vor  Neuem“,  lacht  sie.  „Ich  vertraue  meinen  eigenen
                                                                                                                                                                                     Fähigkeiten, meinen Kollegen und vor allem meinem Geschäfts-
                                                                                                                                                                                     partner, Jean Blondeau!“
                                                                                                                               Ute Franke, Geschäftsführerin der 5micron GmbH, ...


                                                              Warum es immer noch so wenige Frauen in Führungspositi-          Gerade im Technologiebereich seien Ingenieurinnen immer noch
                                                              onen gibt, weiß Ricarda Kafka auch nicht. Die Geschäftsführe-    unterrepräsentiert: „Das Verhältnis von etwa 10:1 ist mir bereits
                                                              rin der TRIOPTICS Berlin GmbH weiß aber: „Das Thema ist leider    in meinem Studium aufgefallen.“
                                                              immer noch eines, über das man(n) reden muss.“ Zwar nicht
                                                              unbedingt bei TRIOPTICS, wo Frauen in verantwortlicher Position   Doch damit landen sie noch lange nicht in Führungspositionen.
                                                              anzutreffen sind, doch unter dem Strich dominieren auch hier     Die  Adlershofer  Unternehmerinnen  haben  kein  Patentrezept
                                                              Männer,  berichtet  Kafka.  Warum?  Ihre  Vermutung:  „Einerseits   parat,  mit  dem  Hürden  in  männerdominierten  Umfeldern  zu
                                                              könnte das mit der technologischen Ausrichtung meines Berufs-    überwinden  sind  –  es  sei  denn:  Einfach  machen!  „Ich  hatte
                                                              feldes  zusammenhängen“,  sagt  sie.  „Andererseits  ist  es  fast    praktisch immer mit männerlastigen Teams zu  tun“, berichtet
                                                              immer noch die Frau, die den größeren Teil der Kindererziehung   Kafka, „das fing bei der Abiturklasse an, setzte sich im (Physik-)
                                                              übernimmt und auch mal länger zu Hause bleibt.“ Da Familien      Studium  fort  und  war  auch  in  allen  beruflichen  Teams  nicht
                                                              heute viel später gegründet werden, fallen die Erziehungszeiten   viel  anders.“  Hat  sie  dabei  etwas  anders  gemacht  als  andere?
                                                              oft in einen der Karriere eher abträglichen Zeitraum.            „Schwer zu sagen“, meint sie nur und denkt nach. Vielleicht
                                                                                                                               waren  schlicht  ihr  Organisationstalent  und  „eine  gewisse
                                                              Gerade  die  Frage  der  Familiengründung  hielt  Karola  Lehmann   Neigung  zur  (An-)Leitung“  hilfreich.  „Ich  bin  jemand,  der  mit
                                                              direkt nach dem Studium davon ab, das Angebot, eine Firma zu     seiner Meinung nie hinterm Berg hielt. Was sicher nicht immer
                                                              übernehmen,  anzunehmen.  „Männer  machen  sich  möglicher-      gut ankam, aber dadurch wurde ich Geschäftsführerin und bin
                                                              weise  weniger  Gedanken  darüber,  wie  sie  Familie  und  Beruf    das nun schon 15 Jahre.“
                                                              unter einen Hut bekommen können“, vermutet die Geschäfts-
                                                              führerin der Proteome Factory AG. Als sie mit 45 Jahren erneut   Begünstigend bei Karola Lehman kam hinzu, dass sie als Biotech-
                                                              die  Gelegenheit  bekam,  ein  Unternehmen  zu  leiten,  nämlich     nologin  in  keiner  männerdominierten  Branche  unterwegs  ist.
                                                              die Proteome Factory, sah die Welt schon anders aus. Dennoch     Ansonsten  sagt  sie: „Kompetenz  ist  entscheidend.“  Aber  eben
                                                              hat  die  heute  48-Jährige  auf  ihrer  Position  fast  schon  Selten-  nicht immer, wie sie in einer Bewerbungsphase um höhere Po-
                                                              heitswert.                                                       sitionen erfahren musste: „Zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr
                                                                                                                               steht immer unausgesprochen die Frage nach einer Schwanger-
                                                              Dass  Frauen  in  Führungspositionen  hierzulande  noch  keine   schaft im Raum.“
                                                              Selbstverständlichkeit  sind,  spürt  Ute  Franke,  Ingenieurin  und
                                                              Mitgeschäftsführerin der 5micron GmbH, fast  täglich: „Aktuell   Ute Franke hatte als Angestellte stets den Eindruck, dass es „ein
                                                              mache ich die Erfahrung, dass sich auf unsere offenen Stellen    vorgegebenes Ende meiner persönlichen Weiterentwicklung in
                                                              zum  System  Developer  und  Softwareentwickler  bislang  nur    der  von  männlichen  Chefs  dominierten  Umgebung  gab“.  Ihre
                                                              männliche Kandidaten beworben haben, was ich bedaure.“           Konsequenz:  „Um  meine  Vorstellungen  besser  umzusetzen
        Platz genommen zum Fotoshooting in den Räumen von Heike Legler Objekt und                                                                                                    ... und Ricarda Kafka, Geschäftsführerin der Trioptics Berlin GmbH
        Konzept haben drei erfolgreiche Unternehmerinnen: Karola Lehmann, Chefin der
        Proteome Factory AG, …

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