Page 12 - Adlershof Journal September/Oktober 2018
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FORSCHUNG


                                                                                                                               Das  Kristallsubstrat  liefert  das  IKZ  an  Forschungsinstitute  oder
                                                                                                                               an die Industrie, um Halbleiter-Chipsysteme daraus zu fertigen.
                                                                                                                               Heute bilden Kristalle die Basis für Laser oder Solarzellen sowie
                                                                                                                               für Alltagsgeräte, wie Smartphones, Computer oder Navigations-
                                                                                                                               geräte, die Schröder gerne als „Kulturgüter des 21. Jahrhunderts“
                                                                                                                               bezeichnet.
                                                                                                                               Die Entwicklung dieser Produkte folgte in den letzten Jahrzehn-
                                                                                                                               ten dem Motto, immer mehr Chips auf immer kleinerer Fläche zu
                                                                                                                               platzieren. Diese Entwicklung geht nach Schröders Einschätzung
                                                                                                                               wegen zu hoher Kosten für die notwendige Präzision allmählich
                                                                                                                               zu Ende. Für Forschung und Industrie biete sich als Wachstums-
                                                                                                                               strategie  daher  an,  in  bewährte  Technologien  neue  Module  zu
                                                                                                                               integrieren,  etwa  für  Radio,  Kamera,  Internet  oder  –  stärker  als
                                                                                                                               bisher – auch für biologische Funktionen. Dafür werden neue Mate-
                                                                                                                               rialien benötigt. Für das IKZ öffnet sich neben der erfolgreichen
                                                                                                                               Kristallzüchtung  die  Chance,  innovative  kristalline  Substanzen
                                                                                                                               selbst zu bearbeiten und die Substrate interessierten Forschungs-
                                                                                                                               einrichtungen oder Unternehmen zur Verfügung zu stellen.
                                                                                                                               Für solche noch nicht etablierten Werkstoffe mit hohem Potenzial
                                                                                                                               für neue Märkte, etwa Quantenmaterialien, gebe es oft noch kein
                                                                                                                               entsprechendes  industrielles  Angebot,  sagt  Schröder.  Interdiszi-
                                                                                                                               plinäre Zusammenarbeit hat der gebürtige Saarländer quasi von
                                                                                                                               der Pike auf gelernt. Nach dem Doppelstudium in Tübingen und   Oxidkristalle die in der Arbeitsgruppe Oxide & Fluoride am IKZ gezüchtet wurden.
                                                                                                                               mehreren  Auslandsaufenthalten  in  Italien,  Spanien  und  Frank-  Sie finden unter anderem als Laserkristalle Verwendung.
                                                                                                                               reich  forschte  er  am  Leibniz-Institut  für  innovative  Mikroelek-
                                                                                                                               tronik in Frankfurt/Oder, zuletzt als Leiter der Abteilung Material-
                                                                                                                               forschung, bevor er den Ruf nach Berlin annahm.    pj
                                                   Seit	Februar	2018	in	Adlershof: Thomas Schröder, IKZ-Direktor und HU-Professor für Kristallwachstum

        Kristalle wachsen                                                                                                                                                                                                         ANZEIGE




        maßgeschneidert







        Funkelnde Leuchter oder die Wahrsagekugel, das wird oft mit dem Begriff Kristall assoziiert.
        Dabei punkten die gitterförmig gegliederten Gebilde mittlerweile als unverzichtbare Werkstoffe
        für die Hightechindustrie.



        Die  regelmäßige  Anordnung  der  Bausteine  im  Kristallgitter   Galliumarsenid,  Aluminiumnitrid  oder  -oxid  und  Fluoridkris-
        gehorcht einem Naturprinzip. „Es handelt sich um einen Unord-  talle – mit speziell für die Anwendung optimierten Eigenschaften.
        nungs-Ordnungs-Übergang, wodurch die Bausteine – in der Regel   Solche maßgeschneiderten Kristalle kommen in der Natur nicht
        Atome – eine höhere Packungsdichte und damit einen stabileren   vor. Sie müssen aufwendig und mit viel Know-how gezüchtet wer-
        Zustand erzielen“, sagt Thomas Schröder, seit Februar 2018 Direk-  den – aus der Schmelze gezogen, aus Lösungen oder der Gasphase
        tor des Leibniz-Instituts für Kristallzüchtung (IKZ) in Adlershof und   abgeschieden.  Die Verfeinerung  dieser Techniken  erforschen  die   Aus Wissenschaft wird Wirtschaft.
        Professor  für  Kristallwachstum  an  der  Humboldt-Universität  zu   rund 120 Mitarbeiter des IKZ, das zu den weltweit führenden Insti-
        Berlin.                                               tuten auf diesem Gebiet gehört.                                        IBB für Unternehmen: Die Innovationsförderer in Berlin.
        Doch nicht immer ist das Gitter perfekt. Leerstellen, Fremdato-  Den Weg vom Rohstoff zum Computerchip demonstriert Schröder.   Ihr Unternehmen soll weiter wachsen – wir haben das Förderprogramm. Mit einem
        me  wie  Verunreinigungen  und  andere  Mechanismen  können   Der  Materialforscher  schüttelt  eine  kleine  Plastikflasche  voller   maßgeschneiderten Finanzierungsangebot unterstützen wir Sie dabei, Innovationen
        zu Defekten führen, erklärt der Wissenschaftler, der Physik und   Sand und stellt sie auf den Tisch. Aus solchem Sand stammt der   umzusetzen und Ihre Wachstumsziele zu erreichen. Sprechen Sie mit uns!
        Chemie studiert hat. Bei Hochleistungsmaterialien, wie sie für   daneben  liegende  runde  Silizium-Einkristall,  etwa  zehn  Zenti-
                                                                                                                                     Telefon: 030 / 2125-4747
        Elektronik, Optik oder Energietechnik heutzutage benötigt wer-  meter dick und 20 cm lang. Neben ihm funkelt – aus dem Zylinder   E-Mail: wachsen@ibb.de
        den,  seien  solche  Fehler  längst  nicht  mehr  tolerierbar.  Benö-  gesägt – eine millimeterdünne Scheibe, ein „Wafer“. Er dient als   www.ibb.de/wachsen
        tigt werden vielmehr Werkstoffe – etwa Silizium, Germanium,    „Substrat“, als Unterlage für elektronische Bauelemente.


                                                                                                                                 DU180606_IBB_AZ_185x121_Adlershof Journal_ET180903_wachsen_2_2_RZ.indd   1                    20.08.18   11:47
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