Im Gespräch mit Ana Anselmo und Silvia Zerbe
Als Diversity-Beauftragte am Helmholtz-Zentrum Berlin gestalten sie Vielfalt
Wenn in einer global agierenden Forschungseinrichtung wie dem Helmholtz-Zentrum Berlin für Materialien und Energie (HZB) 1.400 Mitarbeitende aus 70 Nationen zusammenkommen, ist Vielfalt eine Selbstverständlichkeit. Dass trotzdem einiges getan werden muss, um unterschiedliche Perspektiven sichtbar zu machen und Diversität im Arbeitsalltag zu leben, wissen Ana Anselmo und Silvia Zerbe, die sich als Tandem genau dafür einsetzen.
Adlershof Journal: Warum teilen Sie sich die Aufgabe als Diversity-Beauftragte am HZB?
Silvia Zerbe: Wir haben uns 2021 unabhängig voneinander, während eines Diversity-Audits des Stifterverbandes – das wir als erstes außeruniversitäres Forschungsinstitut durchlaufen haben – in den Arbeitsgruppen besonders engagiert, weil uns das Thema am Herzen liegt. Als es darum ging, die Aufgabe neu zu besetzen, wussten wir, dass wir das nur gemeinsam machen wollen.
Ana Anselmo: Ich schätze den Mehrwert, den wir durch unsere beiden Sichtweisen einbringen. Wir arbeiten in unterschiedlichen Bereichen: Silvia in der internen Kommunikation und als stellvertretende Pressesprecherin und ich bin für Internationales zuständig. Ich komme aus Portugal und habe in Schweden promoviert. Mit unseren Hintergründen ergänzen wir uns gut.
Welche Maßnahmen konnten Sie bereits umsetzen?
Zerbe: Wir laden regelmäßig neue Kolleginnen und Kollegen zu Welcome Sessions ein. Hier wollen wir sie auf einer persönlichen Ebene willkommen heißen und Werte des HZB wie Respekt und Offenheit vermitteln. Wir organisieren alle sechs Monate einen Austausch über Vielfalt und bekommen so neue Impulse für Verbesserungen und Vorschläge für Trainings.
Anselmo: Wir haben auch thematisiert, wie wichtig es ist, dass Informationen für unsere Mitarbeitenden auf Englisch verfügbar sind. Wenn E-Mails nur auf Deutsch geschrieben sind, fühlen sich Menschen ausgeschlossen. Die Mitarbeitenden schätzen das jetzt sehr. Ein weiteres Thema könnte das Recruitment sein. Hier schauen wir, was umsetzbar ist, damit sich Menschen mit verschiedenen Hintergründen und Lebensläufen angesprochen fühlen.
Warum benötigt Diversität Menschen, die sich darum kümmern?
Zerbe: Diversität entsteht, wenn Menschen mit verschiedenen Erfahrungen zusammentreffen. Wir wollen mit unserer Arbeit erreichen, dass diese Unterschiedlichkeit als etwas Positives wahrgenommen wird. Selbstverständlich finden nicht alle, dass es Diversität braucht. Für uns als Wissenschaftseinrichtung ist es jedoch unerlässlich. Komplexe Probleme lassen sich nur mit unterschiedlichen Sichtweisen lösen.
Anselmo: Es gibt eine Redewendung, die lautet: „Wenn du schnell gehen willst, dann gehe allein. Wenn du weit gehen willst, dann musst du mit anderen zusammen gehen.“ Das ist mühsamer, letztlich aber lohnend.
Was zeichnet das HZB diesbezüglich aus?
Anselmo: Besonders ist die enorme Vielfalt, die unsere internationalen Mitarbeitenden, aber auch die Messgäste aus der ganzen Welt mitbringen. Wir haben jährlich etwa 2.700 Besuche von Forschenden aus 28 Ländern an unserer Röntgenquelle BESSY II zu Gast und es kommen immer neue Regionen hinzu.
Zerbe: Besonders finde ich auch: Wir legen großen Wert auf die Vereinbarkeit von Beruf und Privatem. Die verschiedenen Lebenslagen werden anerkannt und unterstützt, beispielsweise durch persönliche Beratung, Vorträge und Workshops.
Anselmo: Seit 2023 präsentieren wir uns auf dem Lesbisch-schwulen Stadtfest Berlin – immerhin mit einer halben Million Besuchender – und zeigen, dass das HZB ein diversitätsfreundlicher Arbeitgeber ist. Daneben verbinden wir uns als Team, weil so viele Kolleg:innen freiwillig dabei sind.
Zerbe: Das ist auf so vielen Ebenen erfolgreich: Wir verlassen damit auch unsere eigene Blase und stellen unsere Forschung einem Publikum vor, das nicht primär an Wissenschaft interessiert ist. Gerade in diesem Jahr, in dem in den USA ein anderer Wind weht und durch das Erstarken der AfD in Deutschland, finden wir beide es wichtig, Flagge zu zeigen und zu sagen, warum Forschung von der Vielfalt der Menschen lebt.
Peggy Mory für Adlershof Journal