Psychische Gesundheit: Hilfe finden leicht gemacht
Das Start-up mimaps baut eine Plattform für psychologische und psychosoziale Hilfsangebote auf

In Deutschland gibt es unzählige medizinische Einrichtungen, Beratungsstellen oder Selbsthilfegruppen, an die sich Menschen in belastenden Situationen wenden können. Die Suche nach der passenden Stelle wird jedoch schnell zum Marathon. Das wollen Hannah Meudt und Moritz Knopf mit mimaps ändern.
Rund 28 Prozent der Erwachsenen in Deutschland leiden jährlich an einer psychischen Erkrankung – am häufigsten an Angststörungen und Depressionen, aber auch an problematischem Umgang mit Medikamenten oder Alkohol. Natürlich gibt es Hilfsangebote. „Den meisten Menschen fällt es aber schwer, ein passendes Angebot für sich oder für jemanden im privaten Umfeld zu finden“, sagt Hannah Meudt. „Viele googeln dann, müssen sich durch einen Dschungel an Angeboten klicken, Qualifikationen und Kosten vergleichen und sind am Ende oft überfordert.“ Das will die Psychologin mit mimaps ändern. „Wir bauen eine Plattform für psychologische und psychosoziale Hilfsangebote auf“, erklärt sie.
Während ihres Psychologiestudiums seien immer wieder Freundinnen und Bekannte auf sie zugekommen und hätten nach einer Anlaufstelle gefragt, erzählt Meudt. Dass es Psychotherapeut:innen mit langen Wartelisten gibt, wussten die meisten. Dass es aber auch andere Stellen gibt, die helfen, war selten bekannt. Für Meudt war klar: Das muss sich ändern.
Gemeinsam mit dem Kommunikationsdesigner und Entwickler Moritz Knopf stellte sie vor einem Jahr mimaps auf die Beine. „Mit unserer Plattform wollen wir den Zugang zu umfassender psychologischer Hilfe vereinfachen“, bringt sie die Idee auf den Punkt. Egal ob Angst, Burn-out, Depression oder Internetsucht – Betroffene und deren Angehörige können dort dank einfacher Schlagwörter schnell die passende Anlaufstelle finden. Fachkräfte können sich besser vernetzen. „Auch das ist uns ein wichtiges Anliegen, denn wer gut vernetzt ist, kann seinen Klientinnen und Klienten schneller und effizienter das passende Angebot vermitteln.“ Sie sei nicht die Erste mit dieser Idee, sagt Meudt. Es gebe bereits Listen im Netz, meist gepflegt von Ehrenamtlichen. Das ist zwar löblich, aber sehr aufwendig. „Wenn eine Beratungsstelle beispielsweise eine neue Fachkraft eingestellt hat, die Hilfe nun auch auf Spanisch anbieten kann, muss das den Betreibenden solcher Verzeichnisse per Mail oder Telefon gemeldet werden“, erklärt sie. „Dann muss jemand die Zeit finden und das Verzeichnis aktualisieren.“
Mit mimaps soll das einfacher gehen. Beratungsstellen, Kliniken, Selbsthilfegruppen, kurz: Alle, die professionelle Hilfe bei psychischen Belastungen anbieten, können sich auf der Plattform ein Profil erstellen, ihre Angebote hinterlegen und selbst aktuell halten. Für zusätzliche Funktionen schwebt dem Team ein sogenanntes Freemium-Modell vor. „Um die Bandbreite des Angebots abzudecken, müssen auch Anlaufstellen mit beschränkten finanziellen Mitteln die Möglichkeit haben, bei uns präsent zu sein“, sagt sie und erklärt: „Viele Beratungsstellen sind von Kürzungen betroffen und Selbsthilfegruppen haben häufig nur ein kleines Budget.“ Neben einem kostenlosen Profil mit den wichtigsten Grundfunktionen könnten Funktionen zur Sichtbarkeit und Vernetzung dann hinzugebucht werden. „Für die ratsuchenden Personen wird unser Service aber immer kostenlos bleiben“, sagt die Gründerin. „Das ist uns ein Herzensanliegen.“
Noch steht mimaps ganz am Anfang. Dank des Berliner Startup-Stipendiums, das sie im vergangenen Jahr erhalten haben, konnte das kleine Team in der Startup Villa der Freien Universität Berlin in Dahlem an die Realisierung ihrer Idee gehen. „Wir haben erst einmal die technischen Voraussetzungen geschaffen und etwas mehr als 70 Anlaufstellen hier in Berlin aufgenommen“, erzählt Meudt. Die Plattform soll in Zukunft wachsen und auch weit über Berlin hinausreichen. „Aktuell sind wir dabei, die weitere Finanzierung zu sichern, und werden mimaps anschließend bundesweit ausrollen.“
Kai Dürfeld für Potenzial
mimaps | Hilfe finden auf einen Blick